Wenn der Frost zuschlägt

Aprikosenblüte vor und nach einer, bzw. zwei Frostnächten

Der erste richtige Frost des Jahres kommt spät. Die Natur hat sich auf Frühling eingestellt. Und dann kommt der Frost. Nicht nur eine Nacht, sondern gleich drei, vier, vielleicht noch mehr. Die Aprikose bersteht das nicht. Die Mirabelle sieht auch schecht aus. Die Osterglocke knickt. Aber andere Pflanzen im Garten blühen einfach weiter. Eine kleine Beobachtung über drei Tage in Bildern:

Anpaddeln auf dem Zeuthener See

Am ersten Samstag im März ist der Zeuthener See ganz leer. Kein Segelboot, kein Motorboot, keine Paddler bevölkern das Gewässer. Von der Eichwalder und der Schmöckwitzer Badewiese tönt noch nicht der frohe Sound der badenden Kinder über das Wasser. Bei den ersten warmen Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings herrscht Stille.

Alles anders in diesem Mai

Dachente
Dachente

Ende Mai: Beim Fahrrad fahren sehnen sich die Hände nach Handschuhen. Die Sonne versteckt sich hinter Wolken. Die Badehose bleibt im Schrank, das Kajak im Bootshaus.  Nichts ist so, wie es sein sollte. Keine Wärme, kein Schwimmen im See. Keine lauen Terrassenabende, sondern Sofaabende in Decken gehüllt. Alles ist anders als es Ende Mai sein sollte.

Aber bei und bleibt die Heizung aus. Anders als beim Nachbarn, wo der Schornstein wieder raucht. Stattdessen ist schwerer Rotwein zum Wärmen statt eines leichten Weißweins zum Erfrischen in unseren Gläsern. Und beim Blick aus dem Fenster sitzen die Enten auf dem Dach des Nachbarn. Alles anders. In diesem Mai.

Endlich wieder barfuß

Barfuß
Barfuß

Die Erde ist noch kühl. Aber die Sonne wärmt von oben. Da wo sie scheint und der Wind nicht weht, brennt sie sogar schon ein wenig. Auch auf den Füßen, die heute endlich das erste Mal wieder barfuß in den Garten dürfen.

„Lasst die Schuhe an!“ Das sage ich anfangs noch zu den Kindern. Ich traue diesem ersten Sonnentag noch nicht ganz. Das sind ja die Tage, an denen man sich besonders leicht erkältet. Aber als es mir in den Schuhen dann zu warm wird, ziehe ich sie aus. Und ruckzuck sind alle barfuß. Und freuen sich über die Selbstverständlichkeit des Abstreifens von Schuhen und Socken.

Die Befreiung der Füße ist der tatsächliche Beginn der warmen Jahreszeit. Barfuß ist immer ein kleiner Freiheitsgruß. Auch wenn die Fußsohle heute noch so gar nicht abgehärtet ist. Die Lärchennadeln pieksen ganz besonders. Der Dreck scheint sich zwischen den Zehen an diesem ersten Barfußtag ganz besonders wohl zu fühlen. Aber das ist nicht gegen diesen Genuss des Spürens und Fühlens des weichen Rasens. Und des Wissens um den Beginn einer neuen – hoffentlich langen – Barfuß-Saison.

Die Sonne legt frei, was der Schnee verdeckte

Auch wenn die Wettervorhersager behaupten, dass es in den nächsten Tagen wieder und wieder schneien wird, hat die Sonne am Wochenende erst einmal freigelegt, was im Herbst so alles liegen blieb. Die Sonne ist da unerbittlich. Und auch wenn das jetzt wieder unter neuem Schnee verschwinden sollte, bleibt doch ein leichtes schlechtes Gewissen. Aber diese Bilder hätten nicht entstehen können, wenn die Gartenarbeit im Herbst gründlich hätte erledigt werden können. Vielleicht klappte es ja im kommenden Herbst…

Eine tückische Falle beim Laufen

Seilfalle für Läufer auf dem Schmöckwitzer Werder
Seilfalle für Läufer auf dem Schmöckwitzer Werder

Die Luft macht sich in den Lungen ganz tief breit. Sie riecht nach Aufbruch. Die Haut spürt das erste Mal Temperaturen von mehr als 20 Grad. Die Augen finden überall ganz helles Grün, wo vor einer Woche nur braun war. Und die Ohren lauschen auf das Knacken der Knospen und auf das aufgeregte Zwitschern der Vögel.

Die Gedanken lassen sich ganz von diesem Frühlingsgefühl einnehmen. Andere wollen sich nicht fassen lassen. Sie verschwinden gleich wieder, weil ein neuer Eindruck dieser erwachenden Natur an diesem Abend beim Laufen alles  Schwere sofort vertreibt.

Seilfalle für Läufer auf dem Schmöckwitzer Werder
Seilfalle für Läufer auf dem Schmöckwitzer Werder

Die Schritte sind bei diesem Lauf am Schmöckwitzer Werder noch recht  schwer. Die vergangenen Wochen blieben die Laufschuhe meist noch im Schuhregal. Und die Rippenprellung vor einem halben Jahr hat die Kondition auch nicht wirklich gefördert. Und dennoch fühlt sich alles gut an.

Doch dann erfasst das Auge einen schmalen Strich kurz übe rdem Boden. Sofort sticht Schmerz in die Rippe. Mit dem rechten Fuß springe ich rechtzeitig noch ab, um über die gespannte Schnur zu springen. Dann bleibe ich stehen. Das Herz rast, der Rippenschmerz entpuppt sich als Phantomschmerz. Aber der Kopf ist hellwach.

Und der Ärger und die Wut über diejenigen, die hier eine Stolperfalle für Läufer und Radler gespannt haben. Wer macht so etwas? Wer freut sich darüber, wenn andere stürzen, sich eventuell Rippen prellen oder noch schlimmer Knochen brechen? Das Seil ist in gut 15 Zentimeter Höhe gespannt. Genau so, dass eigentlich jeder stürzen muss.

Ich hatte noch einmal Glück, habe die Knoten gelöst und die Schnur weggeschmissen. Beim nächsten Lauf werde ich noch mehr auf den Boden schauen. Und mich ständig daran erinnern müssen, dass ich mich nicht von Grün und Zwitschern und Wärme ablenken lassen darf.

Ein fremder Frühlingsgruß

Am Zeuthener See am ersten richtig warmen Abend.
Am Zeuthener See am ersten richtig warmen Abend.

Fürs Wochenende war noch Schnee angekündigt, doch der Frühling ließ sich nicht vertreiben. Am Tag nach Ostern klettern die Temperaturen auf 19 Grad. Selbst am Abend ist es noch richtig warm, für den Läufer in seiner Laufjacke sogar zu warm.

Ihm kommen ständig Menschen auf dem Weg am See entgegen. Sie trauten eher der Wettervorhersage als dem eigenen Temperaturempfinden. In dicken Winterjacken trotten sie eher, als dass sie  fröhlich dem Frühling entgegen schreiten. In ihre Gedanken versunken, die Jacken bis oben verschlossen, wirken sie an diesem Abend wie aus einer anderen Welt.

Erst das „Hallo“ des Läufers schreckt sie aus ihrer abgekapselten Welt auf. So ist dann auch ihr Blick. Aber nur im ersten Moment. Dann macht sich ein Lächeln in ihren Augen breit – und sofort danach im ganzen Gesicht. Der fröhliche Gruß des fremden Läufers holt sie aus dem Winter. Ihre Köpfe tragen sie jetzt oben. Ihre Schritte werden fester. Und das alles nur wegen eines Grußes am ersten Frühlingsabend.