Funny van Dannens beste Lieder, ganz sicher

Funny van Dannen: Meine vielleicht besten Lieder
Funny van Dannen: Meine vielleicht besten Lieder

Schon der Titel des neuen Albums bringt die Haltung Funny van Dannens auf den Punkt: „Meine vielleicht besten Lieder“. Dem Liedermacher, Kabarettisten und Schrammelkünstler fehlt Überzeugung, alles besser zu wissen. Ironische Distanz ist das Stilmittel, das seine Songs ausmacht.

Diese Ironie ist so stark, dass er bis zu drei Stunden lang von der Bühne nur mit seiner Gitarre und seiner eher mäßigen Stimme ein großes Publikum begeistert. Die neue Doppel-CD fängt diese Stimmung und Funny van Dannens Stimme gut abgemischt ein. Sie wurde auf Konzerten in Neukölln mitgeschnitten und enthält nicht nur vielleicht die besten, witzigsten und bösesten Stücke von ihm. Sehr fein!

Funny van Dannen „Meine vielleicht besten Lieder“ (Warner)

Funny van Dannens Krisen-Kommentar

Funny van Dannen: Saharasand
Funny van Dannen: Saharasand

Die Produktivität Funny van Dannens (51) ist ungebrochen. Mit „Saharasand“ ist gerade sein 13. Album in 14 Jahren erschienen. Der Mann mit der Gitarre und den ironischen Texten bleibt sich treu. Und kommentiert die Krise.

Das Themenspektrum auf „Saharasand“ reicht vom „Samenstau“ über den „Jugendstil“ bis zum „Aktienpaket“. Immer beobachtet er seine Umwelt genau. So genau, dass ihm das Absurde des Alltags und unserer Sprache auffällt. Seine Gabe, diese Widersprüche in Versen zu Bildern zu formen, ist erstaunlich. Etwa wenn er in „Aktienpaket“ das Paket ganz ernst nimmt und in dem Paket nichts findet – genauso wie im Konjunkturpaket. Die Melancholie, mit der er das leere Aktienpaket vorträgt, bringt die Resignation darüber auf den Punkt, dass sich die Politik der Aktionäre annimmt und diese mit Konjunkturpakten päppelt, die große Masse der Nicht-Aktien-Besitzer aber leer ausgeht. Funny van Dannen transportiert solche Gedanken nicht im Agitprop-Stil der alten Liedermacher, sondern als ironischen Kommentar.

Schön ist auf dem aktuellen Album auch „Jugendstil“. Da geht ein Paar in eine Klimt-Ausstellung. Anfangs tun beide noch so, als fasziniere sie der Kitsch. Doch dann platzt es aus ihr heraus: „Scheiß-Jugendstil! Ich kann das nicht mehr sehn!“ Von Deko-Kitsch und Endzeit-Gefühlen ist dann die Rede. Und von der Sehnsucht nach Einfachheit: „Wie schade, dass man so klare Urteile so selten fällen kann! Immer muss man differenzieren, dieses Für-und-Wider-Spiel.“ Auch hier drängt sich der Gedanke auf, dass es nicht nur um den Jugendstil geht, sondern ums Heute.

Auf „Saharasand“ versammelt sind 21, meist kurze Lieder. Das Zuhören macht Spaß, viele Refrains sind so eingängig, dass man sie schon beim zweiten Mal mitschmettern kann. Der Berliner hat nichts von seiner kreativen Kraft verloren. Kurz vor Weihnachten stellt er das Album im Berliner „Astra“ live vor.

„Saharasand“ ist erschienen bei Warner Music

Huss singt für alle Dauer-Praktikanten

Wenn nach einem harten Arbeitstag keine Zerstreuung möglich ist, weil die Theaterkarten zu teuer sind, dann bleibt nur eines: Sex. „Was uns bleibt, ist Sex. Was uns bleibt, das sind die einfachen Freuden, ohne Gott und ohne Geld – ohne Glauben an die Welt“, lautet  der Refrain der melancholischen Hymne für die Generation Praktikum von Daniel Huss.

Auf seiner Debüt-CD stimmt der Wahl-Hamburger aus Mainz ein erstaunlich breites  Themen-Spektrum an. Der oben zitierte Song „Was und bleibt“ ist dafür ganz  exemplarisch. Denn Huss hat einen eigenen Blick auf die globalisierte und individualisierte Welt, der sich in präzisen, oft ironischen Texten niederschlägt.

Musikalisch zieht Huss alle Register. Und das allein. Er hat sämtliche Instrumente selbst eingespielt. Dazu gehören neben der normalen Band-Ausstattung auch Laute und Orgel.
Huss bewegt sich allein durch seine 14 Songs auf HUSS – irgendwo zwischen Pop, Liedermacher und Rock. Auf jeden Fall aber bewegt er seine Hörer durch viele Überraschungen – in Text und Musik. Hoffentlich kann er seinen Job als Gemüseverkäufer bald an den Nagel hängen und eine zweite CD nachlegen.