Thea Dorn sucht die faustische Unsterblichkeit

Thea Dorn: Die UnglückseligenWissenschaft ist kein großes literarisches Thema. Allenfalls in Science Fiction spielt sie eine bedeutende Rolle. Aber sonst? Wissenschaftler als Figuren gibt es häufiger, aber die Auseinandersetzung mit der Forschung der Gegenwart scheuen die Schriftsteller. Umso erstaunlicher – und erfreulicher – ist der aktuelle Roman von Thea Dorn, „Die Unglückseligen“. Das sind Johanna, eine energische Genforscherin, die auf der Suche nach der Unsterblichkeit ist. Und Johann, ein Physiker aus dem frühen 19. Jahrhundert, der aufgrund eines Gen-Defekts jede Art von Verletzung in kürzester Zeit auskuriert. Außerdem altert er seit Mitte 30 nicht mehr. Johanna lernt den Deutschen bei einem Forschungsaufenthalt in den USA kennen. Von Anfang an fühlt sie sich zu diesem Mann hingezogen. Warum weiß sie nicht. Ab dass er besonders ist, weiß sie.

Spectaculum in Hammelburg vor 25 Jahren

Es war die Idee des Pfarrgemeinderats in Hammelburg. Zum 600. Grundsteinjubiläum der Stadtpfarrkirche im Jahr 1989 sollte etwas ganz Besonderes geschehen. Ein Theaterstück, bei dem die Zeit der Grundsteinlegung vor den Augen der Zuschauer wiederbelebt wird. Als Werner Bergmann, der im Frobenius Gymnasium schon viele Jahre Theatergruppen geleitet hatte, gefragt wurde, ob er sich so etwas vorstellen könnte, ließ er sich nicht zweimal fragen. Lediglich Mitstreiter benötigte er.

Sein Kollege Erhard Schenk war sofort dabei. Und einige Schauspiel-Verrückte, um die herum die große Gruppe entstehen sollte, benötigte er auch noch. Irgendwann zwischen Abitur und Zeugnisausgabe fragte er mich und die anderen. Und dann begann für ihn und Erhard Schenk die Arbeit an den Texten, bevor nach den Sommerferien die ersten Proben begannen und weitere Akteure für die vielen Rollen gewonnen werden mussten.

Spectaculum 1989 in Hammelburg

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Spectaculum 1989 in Hammelburg

Es sollte etwas entstehen, das nicht aus heutiger Perspektive über das Mittelalter erzählte, sondern die Texte der Zeit zu einem großen Bilderbogen des Denkens, Fühlens und Glaubens der Menschen vor 600 Jahren aufzeigte. Und das mit der Kirche als Mittelpunkt. Weshalb Werner Bergmann auch sofort daran dachte, um die Kirche herum zu spielen, auf dass die Zuschauer die Kirche bei fast allen Szenen fest im Blick hätten.

Ausgangspunkt des Spectaculums ist ein Disput zwischen einem frommen Mönch (Hans-Jürgen Burdack) und Luzifer (ich) über die Verführbarkeit der menschlichen Seelen. Luzifer schickt einen Verführer (Ulrike Scheblein) aus, um mit tatkräftiger Unterstützung der sieben Todsünden die Menschen vom Weg des rechten Glaubens abzubringen. In diesem Rahmen spielen sich an unterschiedlichen Orten rund um die Kirche und das Rote Schloss die Szenen ab, die unterschiedliche Texte des Mittelalters dem Publikum nahe bringen. Von Walther von der Vogelweise bis Hans Sachs, von philosophischen Gedanken bis zotigen Schwänken.

Ich lernte so schon viele Texte über dieses Theaterspielen kennen, die in meinem Studium dann ausführlicher gelesen wurden. Und ich machte die Erfahrung, dass Theater etwas Rauschhaftes haben kann. Als Luzifer, als Teufel die Zuschauer in den Bann zu schlagen, war Berauschend. Vor allem bei der dritten Aufführung, der zusätzlichen, weil die Nachfrage nach diesem so besonderen Theater so groß war. Da hatte es nachmittags geregnet, die Kabel waren nass. Wir mussten kurzfristig in die Kirche umziehen. Und in der Kirche, am Altar das teuflische Spiel zu spielen war fast schon irre (so wie die Rolle ja in der Zwangsjacke etwas irrsinniges hatte).

Aus der Idee des Pfarrgemeinderats, ein Theaterstück für ein Jubiläum anzuregen, war im Sommer 1989 in Hammelburg ein erstaunliches Gemeinschaftserlebnis geworden. Da spielten alle Generationen zusammen Theater. Da trafen sich Soldaten und Schüler, Lehrer und Zahnärzte, Redakteure und Leser ein Jahr lang zum Proben. Sie setzten etwas um, das die meisten anfangs für zumindest eine leichte Form des Größenwahns hielten. Und sie alle bannten die Zuschauer, die sich nicht nur von den sich geißelnden Mönchen angesprochen fühlten. Obwohl es nur dreimal aufgeführt wurde, ist dieses erste Spectaculum noch immer in der Erinnerung präsent.

P.S. Ich hoffe, die Fotografen der Aufnahmen haben nichts gegen die Veröffentlichung nach 25 Jahren hier bei mir.