Pigor spricht mir aus dem Herzen: Nieder mit IT !

Wenn ein Hacker über die eigene Webseite Viagra verkauft, wenn er sich im System einnistet und die Google-Links mit Schweinkram versaut, wenn die Systeme so komplex sind, dass nicht klar ist, wo der Schad-Code was und wie macht, dann, ja dann schreit es in mir: Nieder mit IT!

Dann muss ich dieses Lied anhören. Dann muss ich Pigor und Eichhorn in mich aufnehmen und ganz laut mitsingen oder – besser noch – mitgrölen: Nieder mit IT!

Es geht mir dann auch besser. Aber leider nur mir. Die Webseite ist immer noch nicht genesen. Jetzt arbeiten Menschen daran. Menschen von der IT. Denen muss ich vertrauen. Denen darf ich nicht entgegenschleudern: Nieder mit IT!

Und doch juckt es und zuckt es in mir. Ich höre das Stück jetzt noch einmal. Ganz leise. Und summe mit. Nur wenn der Laptop jetzt abrauscht, dann schreie ich es noch einmal: Nieder mit IT!

Internetsucht ist nichts als eine ABM für Forscher

Das Internet ist für viele Menschen ein Teil des Lebens. Für eine nicht unbeträchtliche Zahl sogar so sehr, dass sie das Internet süchtig macht, behaupten Forscher. Dazu muss man vier Stunden am Tag im Netz sein. Außerdem muss man bei Abstinenz gereizt sein. Und seine Offline-Sozialkontakte vernachlässigen, um als süchtig zu gelten. Jeder kennt Menschen, die ständig online sind, die ihre Mails unterwegs abrufen oder via Facebook und Twitter der Welt mitteilen müssen, wo sie gerade sind.

Aber sind die alle süchtig? Sind die Jugendlichen, die über Facebook und via Skype den Einstieg ins Flirten finden, wirklich gefährdet oder abhängig? Oder ist es nicht vielmehr so, dass sie in ihrer Verliebtheit nur auf jedes Wort, auf jede Statusmeldung des Angebeteten warten? Wenn sie dann via Skype chatten oder mit Video telefonieren, erobern sie sich einen Raum, der es ihnen ermöglicht, sich behutsam zu nähern. Diese Jugendlichen schützen sich durch Distanz vor Verletzungen. Die reale Annäherung erfolgt dann schon noch. Um die geht es ja schließlich.

Inzwischen gibt es viele Berufe, bei denen vier und mehr Stunden Internetnutzung täglich Pflicht sind. Ob Börsenbroker oder Nachrichtenjournalist, wer auf Informationen angewiesen ist, kommt ohne Internet nicht aus. Wenn er dann einmal offline ist, dann kann er durchaus gereizt sein. Das ist dann aber auch nichts anderes als bei jenem, der seine Zeitung zum Frühstück braucht, um gut gelaunt in den Tag starten zu können.

Etliche Aspekte der „Internetsucht“ sind nichts als normale menschliche Phänomene. Natürlich gibt es Menschen, die vor allem in Onlinerollenspielen die Kontrolle über sich und die Zeit verlieren. Ihnen muss wie anderen Spielsüchtigen geholfen werden.

Aber nur weil sich immer mehr Kommunikation im Netz abspielt, heißt das noch lange nicht, dass das Netz krank macht. Diese Studien strahlen den Charme von kulturpessimistischen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die in Auftrag gebende Drogenbeauftragte und die beauftragten Forscher aus. Sonst müsste auch die Sportsucht von Leistungssportlern untersucht werden, die vor lauter Training alte Sozialkontakte aufgeben. Oder die Büchersucht von Bibliophilen, die stundenlang ohne Sozialkontakt vor sich hin lesen.

Auf der IFA boomt die Kreativität rund um unsere Ablenkung

Neue Trends in der Unterhaltungselektronik präsentiert die Internationale Funkausstellung ab morgen. Dieser Satz passte auch zu jeder IFA der Vergangenheit. Umso erstaunlicher ist es, dass er jedes Mal aufs Neue stimmt. Der Erfindungsreichtum rund um den Spiel- und Ablenkungstrieb des Menschen ist grenzenlos.

Das gilt zum Beispiel für den guten alten Fernseher. Vor wenigen Jahren wurde er noch zu Grabe getragen, weil ihn der Computer angeblich ersetzen sollte. Doch dank Flachbildschirmen und der Verbindung mit Spielkonsolen wie Wii oder Playstation hat er seinen festen Platz in den meisten Wohnzimmern behauptet.Ja, oftmals ist er dank dieser Präsenz als visuelle Spielstatt gar nicht mehr wegzudenken. Er hat nur die Funktion geändert.

Neue Akteure wie die Telekom mit ihrem TV-Angebot via Internet festigen seine Rolle zudem. Jetzt nimmt auch Apple den Fernseher ins Visier, weil sich rund um ihn viel Geld verdienen lässt. Denn die Nutzer sind es gewohnt, für DVDs Geld auszugeben. Genauso wie beim Produkt „Entertain“ der Telekom will Apple nun an die Umsätze der Videotheken. Das wird auch funktionieren, weil es vor allem in den Ballungszentren eine Netzinfrastruktur gibt, die so große Datenmengen wie bei Filmen problemlos – das heißt in diesem Fall ruckelfrei – übertragen kann. Der Erfolg der Pay-TV-Programme zeigt zudem, dass die Anzahl derer, die regelmäßig im Abonnement Geld fürs Fernsehen ausgeben, stetig wächst.

Der zweite große Trend rund um den Fernseher ist 3D. Die Kreativität der Entwickler scheint grenzenlos zu sein. Nachdem sich heute kaum noch jemand ein Fußballspiel ohne HD-Qualität anschauen mag, wird jetzt an der nächsten Verbesserung des Seh-Erlebnisses gearbeitet. Dabei machen sich die Kreativen das natürliche Bedürfnis der Menschen zu nutze, abgelenkt werden zu wollen.

Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Die Aussteller auf der IFA gehen wohl zurecht davon aus, dass wir Menschen selbst in Krisenzeit bereit sind, für Unterhaltung Geld auszugeben. Vielleicht sogar gerade wegen der Krisen. Lieber wird am Essen gespart. Oder an Kleidung. Aber sicher nicht an der liebgewordenen Unterhaltung auf der Glotze.

MOZ-Kommentar…

Fundstücke aus meinem Rucksack (1) – GPRS-Modem

GPRS-Modem aus meinem Rucksack
GPRS-Modem aus meinem Rucksack

Nach fast zehn Jahren geben die Nähte meines Rucksacks nach. Sie halten ihn nicht mehr überall zusammen. Fast ein Viertel meines Lebens begleitete er mich auf dem Rücken. Und im Arbeitsleben sogar deutlich mehr als die Hälfte. Grund genug, in seinen Tiefen zu suchen, damit nichts weggeschmissen wird, woran Erinnerung hängt.

Dieses Modem für den Laptop hatte ich vollkommen vergessen. Es ist in dieser schwarzen Hülle versteckt. Zusätzlich war es noch in einem schmalen Fach des Rucksacks. Dort hat es mindestens sieben Jahre vor sich hin geschlummert. Denn es ist noch aus T-Online-Zeiten. Und die endeten 2003. Damals war das echt klasse: mobiles Surfen mit dem Laptop! Und das in dieser irren Geschwindigkeit, die höher war als bei vielen Festnetzanschlüssen. Das Problem war nur, dass zwar UMTS-Lizenzen an die Telkos verkauft waren, aber selbst GPRS meist nicht verfügbar war. Vor allem im Zug.

Ein Zustand, an dem sich bis heute nichts geändert hat – zumindest bei den Zügen, die ich in der Post-T-Online-Zeit meist nutze. Vermisst habe ich das Ding in all den Jahren nicht. Deshalb wird es wohl in dieser Kiste landen, in der auch all die Kabel und Ladegeräte liegen, die man ja vielleicht noch irgendwann einmal gebrauchen kann…

Weitere Fundstücke aus meinem Rucksack:
Ein Button
Blasenpflaster
USB-Sticks

Nur wer mitmacht, weiß, wovon er redet

Nach „Safer Sex“ jetzt also „Safer Internet“. Die Botschaft ist klar: Die Jugend soll aufpassen, denn das Internet ist gefährlich. Das hat der gestrige Aktionstag zur Sicherheit im Internet wieder gezeigt. Damit Sicherheit irgendwie cool wirkt, wird sie von politisch Verantwortlichen ins Englische übersetzt. Aber ob die jungen Netzbürger so nachhaltig erreicht werden, ist mehr als fraglich.

Das liegt vor allem am latent erhobenen Zeigefinger. Der ist bei Jugendlichen noch nie sonderlich beliebt gewesen. Wenn er dann noch von Personen erhoben wird, die sich selbst noch nie auf Facebook, StudieVZ oder Jappy getummelt haben, wirkt er dann auch noch sehr schnell verknöchert.

Eltern teilen dabei das Schicksal der Politiker. Wer seine Kinder vor den Gefahren des Internet warnen will, muss sich selbst auskennen. Nur wer selbst schon erlebt hat, wie bereichernd, erhellend und unterhaltsam soziale Netzwerke sein können, wird ihre Faszination verstehen. Nur wer sich selbst zu einem Knoten im Netz macht, lernt die Kommunikation dort kennen.

Leider prägen viele Erwachsene Vorurteile. Da werden Twitter und Facebook mit Klatsch und Tratsch gleichgesetzt. Dass im Moment darüber Aufstände und Revolutionen (mit-)organisiert werden, wird ausgeblendet. Das liegt an Unkenntnis und der eigenen Verweigerung, sich dieser Kommunikation zu stellen. Die Jugendlichen, die sich in dieser Kommunikationswelt auskennen, verstehen dagegen, wie es möglich ist, dass Informationen in kürzester Zeit die unterschiedlichsten Menschen über die Empfehlung von Freunden erreichen.

Natürlich ist es richtig, Datenschutz und Cyber-Kriminalität vorzustellen. Die Gefahren, die im Datenaustausch mit Freunden und Fremden liegen, müssen erklärt werden. Warnungen vor Leichtsinn im Netz sind nötig. Der jungen Generation sind diese durchaus bewusst, auch wenn sie gern verdrängt werden. Dennoch ist es viel wichtiger, dass all jene, die warnen ohne zu wissen, schleunigst Mitglied bei Facebook und Co. werden. Dann können sie auf Augenhöhe mit ihren Kindern über die Gefahren diskutieren, weil sie endlich wissen, wovon sie reden.

Eine Frage des Vertrauens

Die Europäische Union ermittelt gegen Google. Das ist eine gute Nachricht, weil die Internetfirma tatsächlich marktbeherrschend ist. Ob sie diese Dominanz auch wirklich missbraucht, ist allemal eine Untersuchung wert. Schon in der der Vergangenheit hat sich die EU-Kommission erfolgreich mit dem Softwaregiganten Microsoft und dem Chiphersteller Intel angelegt. Dabei wurde sogar eine Strafe von über eine Milliarde Euro verhängt.

Google sieht sich immer stärkerem Gegenwind ausgesetzt. Das Motto „Don’t be evil“, mit dem die Firma lange für die positiven Effekte des Internets stand, schwindet. Die Datensammelwut mit „Streetview“, die Verknüpfung von Email, Chat und sozialen Netzwerken in „Wave“ ist besorgniserregend. Da Google das alles macht, um solche Daten Werbetreibenden zur Verfügung zu stellen, ist Google zu Recht angreifbar.

Im konkreten Fall hat Google sogar mit der Glaubwürdigkeit der Suchergebnisse gespielt. Wenn das stimmen sollte, bekommt das Image nicht nur einen zusätzlichen Knacks. Dann verliert Google sein wichtigstes Kapital: das Vertrauen.

In der Kürze liegt die Würze – und das Geschäft

Goldgräberstimmung im Internet. Fast 80 000 Anfragen nach den neuen Internet-Adressen wurden an nur einem Tag gestellt. Gut 30 000 hat die zuständige Stelle, die Denic, tatsächlich registriert. Das ist eine große Zahl, aber angesichts von 13 189 325 deutschen URLs (Uniform Resource Locators), wie die Internetadressen im Fachjargon heißen, nicht so viel.

Und dennoch ist der Ansturm verständlich. Weder ein- oder zweistellige Buchstabenkombinationen noch Ziffern waren bislang erlaubt. Nicht nur für Volkswagen, das um die URL www.vw.de prozessierte und damit die neuen Webadressen ermöglichte, steckt viel Potenzial in den kurzen Domains. Natürlich wollen alle Marken, die aus zwei Buchstaben oder Ziffern bestehen, in ihrer Schreibweise erreichbar sein. Aber nicht nur die. Denn kurze URLs erleichtern die Verlinkung.

Das Zauberwort heißt wieder einmal Twitter. Das soziale Netzwerk der kurzen Mitteilungen hat sich zu einer machtvollen Verlinkungsmaschine gemausert. Zwar wird auf Twitter auch viel Belangloses erzählt. Warum es aber funktioniert, hat einen anderen Grund: Menschen, mit denen man sich selbst verbunden hat, schicken Hinweise zu interessanten Links. Diese Empfehlungen wiederum sorgen dafür, dass man selbst diesem Link folgt. Denn ohne den Hinweis hätte man die verlinkte Seite kaum gefunden – oder gar nicht gesucht.

Das funktioniert nur mit kurzen URLs, weil Twitter-Nachrichten nur aus 140 Zeichen bestehen. Deshalb gibt es spezielle Webseiten, die aus langen ganz kurze Links generieren. Wer nun eine sehr kurze Domain hat, kann darauf hoffen, dass sie vollständig getwittert wird und nicht die kryptische der URL-Verkürzer.

Für Firmen steckt ein enormes wirtschaftliches Potenzial darin. Was ist besser als eine persönliche Empfehlung? Für Werbung dieser Art würden Unternehmen viel Geld in die Hand nehmen. Mit gezieltem Onlinemarketing wollen sie dafür sorgen, dass Mitglieder sozialer Netzwerke ihre Links verbreiten.

Google und Bing haben erkannt, wie wichtig solche Twitter-Empfehlungen als Navigationshilfe im Internet sind. Sie wollen die Einträge in Twitter, Facebook und StudiVZ live sichtbar machen, um so ein ideales Werbeumfeld zu schaffen. Unternehmen, die sich fit für Twitter und Co. gemacht haben, werden davon mit Sicherheit profitieren. Zwei Buchstaben an der richtigen Stelle können deshalb ein Vermögen wert sein.

Vom Umgang mit persönlichen Daten im Netz

Datenklau im Internet. Diese Schlagzeile funktioniert immer. Sie arbeitet mit diffusen Ängsten. Und ist dennoch bei weitem nicht immer richtig. SchülerVZ wird mit dem Diebstahl von 1,6 Millionen Datensätzen konfrontiert. Ein Wissenschaftler hat sich die Daten auf einem fragwürdigen Weg besorgt. Er hat sich Unmengen von E-Mail-Adressen beschafft, um mit diesen Profile bei SchülerVZ anzulegen. Über diese Profile konnte er dann öffentlich zugängliche Daten der SchülerVZ-Mitglieder ansehen, auslesen und in einer illegalen Datenbank bündeln

All das machte der anonyme Wissenschaftler automatisch. Er setzte Programme ein, die sowohl E-Mail-Adressen anlegten als auch die Profile. Um an die 1,6 Millionen Datensätze zu kommen, wird er nicht länger als eine Woche benötigt haben. Damit hat er gezeigt, dass Daten aus sozialen Netzwerken ausgelesen werden können. Allerdings im Falle SchülerVZ nur jene Daten, die von den Schülern als öffentlich markiert waren. All das, was nur die realen und virtuellen Freunde erfahren sollen, blieb dem Wissenschaftler versperrt.

Und genau das ist das Entscheidende. Der Datenschutz bei SchülerVZ hat funktioniert. Eine vollständige Sicherheit vor kriminellen Zugriffen allerdings kann nicht garantiert werden. Es stellt sich aber auch die Frage, wie der Zugriff eines anonymen Hackers mit krimineller Energie zu bewerten ist, der Selbstverständlichkeiten publik macht.

Jeder, der im Internet Daten einstellt, die über längere Zeit von bestimmten Gruppen gelesen werden sollen, muss wissen, dass sich diese nicht vollständig sichern lassen. Von Xing oder Facebook finden sich sogar nichtöffentliche Daten im Internet. Das ist bei SchülerVZ nicht passiert, weil der Betreiber aus den Datenpannen der Vergangenheit gelernt hat und sein Netzwerk besser gesichert hat.

Der angebliche Skandal lehrt uns dennoch etwas Wichtiges: Das Wissen um Datensicherheit und -schutz ist in Deutschland so schlecht, dass selbst Lappalien zu Skandalen aufgebauscht werden können. Dagegen hilft nur lernen. Für die Mitglieder von SchülerVZ am besten schon in der Schule.