Der offene Blick des 18jährigen Felix Hartlaub

Felix Hartlaub: Italienische Reise - Tagebuch einer Studienfahrt 1931Italienische Reisen haben es den Deutschen angetan. Ob die berühmte von Goethe oder die unzähligen in Auto, Zug oder Flugzeug. Es zieht sie über die Alpen ans Mittelmeer. Felix Hartlaub lernte Italien 1931 kennen. Bei einer Wanderung entlag der illyrischen Küste bis Viareggio und dann durch die Toskana bis Florenz und weiter nach Pisa. Erstaunlich an den Einträgen des jungen Mannes sind vor allem seine Beobachtungen der Farben und Formen.

Die Kunst der Ornithologie

Er war ein kleiner Gutsbesitzer und hat mit seinen genauen Beobachtungen die Vogelkunde revolutioniert. Trotz wissenschaftlicher Genauigkeit bei der Beschreibung hat Johann Friedrich Naumann (1780–1857) dennoch wunderbar eingängige Porträts der heimischen Vogelwelt geschrieben und gemalt. In der „Anderen Bibliothek“ ist ein Prachtband erschienen, der das Interesse an dieser Arbeit weckt.

Den besonderen Reiz des 500 Seiten starken Buches machen jene 80 Aquarelle aus, die Naumann malte. Jedes dieser A 4 großen Dünndruckblätter ist eine Reproduktion von Bildern, die bislang nicht veröffentlicht wurden. Naumann widmet jeder Vogelart ein Blatt. Das Besondere an den Bildern sind die außergewöhnliche Kunstfertigkeit, mit der sie geschaffen wurden, und ihre Natürlichkeit.

Für diese Meisterschaft war Naumann schon zu Lebzeiten berühmt. Als Kind malte er bereits für seinen Vater, von dem er die Leidenschaft für die Vogelbeobachtung erbte. Später dann brachte er es zu einer Meisterschaft, die weit über seine sachsen-anhaltinische Heimat hinaus für Begeisterung sorgte. Da Naumann aber nicht nur der begnadete Maler, sondern auch ein genauer Beobachter war, gilt er als Begründer der Ornithologie, der wissenschaftlichen Vogelkunde, in Deutschland. Die Zeitschrift der Ornithologischen Gesellschaft trägt noch heute seinen Namen.

Arnulf Conradi hat „Die Vögel Mitteleuropas“ nun neu herausgegeben und mit einem Vorwort versehen. Dabei trifft er mit seinem erzählenden Stil den richtigen Ton. Er weckt die Neugier auf den großen Vogelkundler, ohne sich als Lehrmeister aufzudrängen. Selbst Leser, die Vögel bislang nur mithilfe des iPhone-Apps des Nabu, des Naturschutzbundes Deutschlands, zur Bestimmung von Vögeln auseinanderhalten konnten, werden nicht verschreckt. Im Gegenteil: Die Neugier auf das Leben und das Werk dieses Gelehrten ohne Lehrstuhl, dieses Wissenschaftlers ohne Hochschulabschluss wird geweckt.

Natürlich gibt es an der populärwissenschaftlichen Ansprache Conradis auch Kritik. Doch dieses Nörgeln an den Details, wie der unzureichenden wissenschaftlichen Zitierweise, ist eher ein Beleg dafür, dass Conradi fast alles richtig gemacht hat. Denn mit einer wissenschaftlichen Edition würden sicherlich nicht so viele Leser für Naumann gewonnen. Dessen Texte sind wunderbar, zum Beispiel die Beschreibung des Rotkehlchens: „Er steht immer hoch auf den Beinen, die Brust erhaben tragend, die Flügel etwas hängend, den Schwanz horizontal; schnellt diesen bei jeder Veranlassung aufwärts, macht eine schnelle Verbeugung dazu und ruckt auch meistens mit den Flügeln.“ Wer demnächst ein Rotkehlchen sieht, wird all das bestimmt erkennen.

Johann Friedrich Naumann: „Die Vögel Mitteleuropas. Eine Auswahl“, herausgegeben von Arnulf Conradi. Eichborn, Frankfurt/Main 2009, 520 S., 79 Euro

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Georg Forster: Ein wahrhaftiges Helden-Epos

Georg Forster: James Cook, der Entdecker
Georg Forster: James Cook, der Entdecker

Georg Forster war 22 Jahre alt, als er nach dreijähriger Entdeckungsfahrt mit Georg Forster wieder in England ankam. Er war mit seinem Vater bei dieser Fahrt durch die Südsee als  wissenschaftlicher Zeichner dabei. Nach dem Tod von James Cook auf dessen dritter großer Fahrt schrieb Georg Forster seinen Essay „James Cook, der Entdecker“. Dieses Buch ist jetzt bei Einborn neu aufgelegt worden.

Georg Forster gelingt es, die Leistung von James Cook zu würdigen: Er war der Mann, der die mit Abstand meisten fremden Küsten, Inseln und Länder nicht nur entdeckte, sondern auch noch karthographisch so erfasste, dass die Nachwelt auch etwas davon hatte. Was das Buch von Forster heute noch so spannend macht, ist die in einer klaren Sprache erzählte Wirklichkeit auf den Schiffen. Und die Bedachtsamkeit, mit der Cook fremden Völkern gegenübertrat. Und zu guter Letzt ist das Buch ein wunderbarer Blick auf einen rationalen Geist, der auf die deutsche Aufklärung nachhaltig wirkte.

Georg Forster: James Cook, der Entdecker. Eichborn Berlin. 176 Seiten. Mit acht vierfarbige Illustrationen. 24,95 Euro.