Der Tannhäuser von Sasha Waltz überwältigt

(Foto: Staatsoper/(c) Bernd Uhlig)
Venus verführt Tannhäuser in ihrer Liebeshöhle. (Foto: Staatsoper/(c) Bernd Uhlig)

Am Anfang ist dieser Trichter. Ein weißer Trichter und sonst nichts. Nur die wunderbar zarten Töne der Tannhäuser-Ouvertüre sind noch im Raum. Aber der Blick ist auf diesen Trichter gerichtet, der an das Innere eines Auges erinnert. Was aber ist hinter der Öffnung? Doch diese Frage stellt sich nicht lange. Dann beginnt sich der Trichter zu füllen. Und zu beleben mit (fast) nackten Leibern, die sich anzüglich und lüstern bewegen. Das hier ist die Liebeshöhle, in der Venus die Lust lebt. In der Tannhäuser sieben Jahre die Wonnen der leiblichen Liebe (er)lebt. Die Ouvertüre wird bei Sasha Waltz schon ein ganz besonderer Tanz voller Bezüge und Andeutungen, die in den folgenden fast vier Stunden immer wieder in Erinnerung gerufen werden.

Deutsche Oper macht aus Tannhäuser ein Rüstungs-Spektakel

Es sind die Ritterrüstungen, die beim Tannhäuser in der Deutschen Oper vor allem im Gedächtnis bleiben. Tannhäuser trägt sie. Beim Sänger-Wettstreit auf der Wartburg werden sie von den Minnesängern getragen. Und sie hängen von der Decke. Ein Himmel aus Stahl. Ein Albtraum von hehren Ritteridealen bevölkert wie ein Stahl gewordenes Über-Ich das Handeln und Denken des Hofes des Thüringer Landgrafs Hermann (Ante Jerkunica). Und damit auch die starke Bedrohung des einzelnen Ichs, das sich den Konventionen widersetzt.