Ringsgwandls Geschichten sind nichts für leise Leser

Georg Ringsgwandl: Das Leben und Schlimmeres
Georg Ringsgwandl: Das Leben und Schlimmeres

Jetzt sind es bald schon 25 Jahre, dass Georg Ringsgwandl den Salzburger Stier verliehen bekam. Solange gehört er zumindest in Bayern zu den Stimmen, die mit ihrem schrägen Blick die Wirklichkeit graderücken. Bei ihm gilt zudem das Wort von der „Stimme“ nicht im übertragenen Sinn. Aber als Autor ist er bislang nicht in Erscheinung getreten.

Leider. Denn sein erstes Buch „Das Leben und Schlimmeres – Hilfreiche Geschichten“ verursacht eine Art Phantomschmerz, weil man diese wunderbaren Texte erst jetzt lesen darf. Warum hat uns der Ringsgwandl so lange warten lassen? Weil die CDs nicht die Verkaufszahlen erreichen, die sie verdient hätten? Oder weil ihm das Leben – früher auch als Arzt – als Familienvater und Rampensau keine Zeit ließ?  Zumindest auf die Frage nach den CD-Verkäufen gibt es in dem Buch eine Antwort.

Ganz nah an den Menschen sind seine Beobachtungen. Ganz lakonisch ist sein Ton. Und ganz großartig ist der Witz, der in diesem Spannungsfeld entsteht. „Das Leben und Schlimmeres“ ist eines dieser Bücher, die in der Bahn die Mitreisenden belästigen können, weil man lauthals lachen muss. Ringsgwandl ist ein Meister in der Offenlegung des Absurden im Alltag. Etwa wenn er den ehemaligen Schulfreund beschreibt, der fest davon überzeigt ist, dass seine Songs besser in großen Stadien funktionieren würden als die der großen Bands. Aber da er sich lieber in Gram vergräbt, bleibt er unentdeckt und leidet als kleines Licht an seinem Größenwahn.

Wunderbar sind auch die Beobachtungen über Liebe im Niedrigenergiehaus, „das Knie“ als biomechanischem Drama in drei Akten oder den „Tiroler Rundfunk“. Jeder Text für sich ist ein feines Meisterstück. Da in dem rororo-Band 32 Texte sind, wächst dieser zu einem großen Buch.

Ringsgwandl: Das Leben und Schlimmeres – Hilfreiche Geschichten. rororo, 9,99 Euro.

 

Fuck off Bad Fucking

Bad Fucking
Bad Fucking

Die ersten Seiten dieses Krimis machen Lust. Kein Wunder. Bei diesem Titel. Aber je länger die Erregung anhält, umso schlechter fühlt sie sich in diesem Fall an. Sie wird schal. Und hinterlässt ein Gefühl von Plastik im Mund. Kurt Palm spielt in seinem Krimi „Bad Fucking“ mit allen Elementen der Erregung.

Das beginnt beim plakativen Titel, geht weiter mit einer ganzen Truppe von Cheerleadern, deren knappe Bekleidung die Herren des trostlosen Kaffs in Wallung bringt und macht auch nicht vor der Lust des Voyeurs am Schmerz anderer halt. Insofern könnte das Buch packend und fesselnd sein. Doch der Trieb Palms, aus jeder Situation noch einen Witz zu ziehen, verhindert das. Was am Anfang noch nach gutem, bösen, schwarzem und überzogenem Humor aus Österreich wie bei Alfred Dorfer oder Josef Hader wirkt, wird von Seite zu Seite immer öder. Selbst die sich aufbauende Spannung mag man nicht mehr lesen.

Erschütternd ist, dass dieses Buch den „Glauser-Preis“ für den besten deutschsprachigen Krimi bekommen hat. Entweder die Jury ist von allen guten Geistern verlassen oder sie hat Sehnsucht nach etwas Humor in solchen Romanan. Wahrscheinlich haben sich die Juroren aber gedacht: Fuck off. Warum sollen wir Bücher von Anfang bis Ende lesen, die solch geile Titel haben. Da der Leser die ohnehin kauft, pappen wir noch unser Logo drauf und machen so den Preis bekannter! Dass der Leser im Buchladen wirklich zuschlägt, bleibt zu befürchten. Deshalb warne ich hier ausdrücklich davor. Dann doch lieber die zehn Euro aufheben und sich ein gutes Buch kaufen.

Kurt Palm: Bad Fucking – Kein Alpenkrimi. rororo