Schöner lässt sich „Die Liebe“ in Bayern gar nicht illustrieren. Der etwas rundere Wirtshausstuhl links und der etwas größere rechts drücken ein Stück bayerisches Wesen aus. Zusammen sind sie ein Paar, nicht allzu romantisch, aber eindeutig als solches erkennbar.
Diese liebevolle Nüchternheit prägt auch etliche Texte, die vom Münchner Label Trikont auf der CD „Die Liebe“ zusammengestellt wurden. Schon der Einstieg mit Helmut Fischers Lied „Spatzl, schau wie I schau“ als Monaco Franze, seiner TV-Paraderolle, erzeugt ein erstes Erahnen von dieser bayerischen Liebe, die so gar nichts mit Schmalz und Gefühlsdueseligkeit zu tun hat.
Wenn Josef Bierbichler dann Wolf Wondratscheck rezitiert, wenn Martina Gedeck der praktischen Anne Pollinger von Ödon von Horvath ihre Stimme gibt oder wenn Gustl Bayrhammer Ludwig Thoma liest, dann schwingt bei aller Emotion auch immer dieser lakonische Unterton mit, der tatsächlich typisch bayrisch ist. Noch stärker schwingt er bei den Liedern auf dem Liebes-Sampler mit. Egal ob es sich dabei um so unterschiedliche Musik von Georg Ringsgwandl, LaBrassBanda, Willy Michl oder den Isarspatzn aus den 50er-Jahren handelt, bei ihnen allen ist der Grundton leicht melancholisch und sehr realistisch. Und dennoch voller Liebe und tiefem Gefühl.
Das zweite Album ist immer das schwerste. LaBrassBanda hat diese Prüfung mit dem Album „Übersee“ bestanden. Die fünf Musiker haben im Süden der Republik Kultstatus. Ihre Mischung aus Ska, Funk, Mariachi und Reggae ist Energie pur.
Und das mit einer Instrumentierung, die es sonst nur im Balkan-Rock gibt: Die Trompete ersetzt die Gitarre, die Tuba dröhnt wie der Bass, die Posaune treibt zum Tanz – unterstützt von Schlagzeug und echtem Bass. „Übersee“ ist noch kraftvoller als das Debüt. Die Texte strotzen von herber Poesie. In Fülle und Dynamik entsteht ein Sound, der sich nur so umschreiben lässt: Blasmusik ist der neue Punk.
Brassbanda heißt das erste Stück auf dieser Debüt-CD. Schon die ersten Takte sind eine Offenbarung. Der Schwung, den der tragende Bläsersatz aus Trompete, Posaune und Tuba herauspresst, treibt den Hörer in eine musikalische Welt, die sowohl den Balkan als auch die Karibik in sich trägt. Und das alles ganz deutsch, ganz bayerisch.
LaBrassBanda nennt sich die Band aus dem Chiemgau in Oberbayern. Die Musiker sind keine Laien. Sie haben ihre Instrumente an der Hochschule studiert. Unterstützt von Bass und Schlagzeug erzeugen die drei Bläser einen Sound, wie es ihn so noch nicht gibt. Natürlich schwingt auch die traditionelle bayerische Blasmusik mit. Aber nie bestimmend, eher aus der Ferne erahnend. Die Elemente der Balkanmusik sind stärker. Und auch die Anklänge an den mexikanischen Mariachi und an Ska und Dub sind nicht zu überhören. Diese Mischung ist neu. Diese Mischung ist Bewegung. Und diese Mischung ist ungeheuer kraftvoll. Das wird vor allem dann klar, wenn die Band auch singt. Wenn die Tuba den Gegenpart zu melancholischen Worten gibt, dann wird die ganze Dramatik ausgedrückt, die in guter Blasmusik stecken kann.