Zugegeben, mit einer Schwimmbrille im Gesicht zu baden, sieht schon ziemlich bescheuert aus. Aber zum Schwimmen im Meer ist sie unverzichtbar. Nicht nur aus rein praktischen Gründen, sondern auch aus ästhetischen. Denn mit geöffneten Augen kann man das Wasser der Adria in all seinen Schattierungen sehen. Da, wo der Arm eintaucht, ist es ganz türkis. Wenn der Arm dann unter dem Körper durchzieht, wird es dunkelblau. und dazwischen nimmt es alle Farbschattierungen an.
Das Beobachten des Wassers und seiner Farb- und Lichteffekte nimmt mich beim Schwimmen in der istrischen Adria komplett gefangen. Statt der Monotonie des schwarzen Balkens am Beckenboden oder des grünlich-trüben Wassers des Zeuthener Sees ist hier das Wasser in ständiger Veränderung. Nahe am Ufer, wo es nur zwei bis drei Meter tief ist, bieten die schroffen Felsen und Steine eine weitere Abwechslung. Wo im Becken schon nach einigen Bahnen eine Art meditative Gleichförmigkeit um sich greift, ist hier stete Abwechslung – einfach zu viel Schönes, um sich nur der Gleichförmigkeit des Bewegungsablaufes hinzugeben.
Doch Konzentration ist dennoch nötig. Denn Verschlucken darf man sich nicht. Das Salzwasser, das im stets geöffneten Mund nach einigen Minuten nicht mehr störend auffällt, ist in der Speiseröhre die Hölle. Abruptes Abbrechen aller Bewegungsabläufe ist die sofortige Folge. Und Husten, fast bis zum Erbrechen. Deshalb ist das Einfühlen in den Wellengang so wichtig. Aber das Salz hat auch sein Gutes. Es trägt mich. Beinschlag ist kaum nötig, um ein einer optimalen Wasserlage zu kraulen. Und das mache ich dann auch. Zug um Zug. Immer und immer wieder. Gefangen von den Farben. Und begeistert von der Ruhe, mit der sich die Adria durchziehen lässt.
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