Staubige Autos in Ramsthal

So grau wie die unverputzte Fassade ist der Staub auf den Autos. Am Ortsrand, noch hinter dem Sportplatz steht die Halle mit den vielen Autos. Die meisten Kadetts und Golfs, die vor 30 Jahren in Ramsthal und der ganzen Bundesrepublik die Straßen bevölkerten, sind längst verschrottet. Aber hier in dieser Halle haben sie überdauert. Die Staubschicht dämpft die Farbe so wie sie das Sonnenlicht die Farbfotos aus dieser Zeit entfärbt. Und so ist die Begegnung mit den Autos in Ramsthal eine verwirrende Begegnung mit er Vergangenheit.

Sibiriens Angriff auf meine Nasenspitze – und meinen Diesel

Stehender Diesel bei minus 25 Grad
Stehender Diesel bei minus 25 Grad

Es ist die Nasenspitze. Ob es ihre Länge ist, die sie dem kalten Wind so ausliefert? Auf jeden Fall zieht sich die Spitze so zusammen, als wollte sie sich in die Nase zurückrollen. Das ist ein Gefühl zwischen Frieren und Brennen. Auch die Ohrwaschel tun weh. Viel mehr übrigens als der Rest der Ohren. Aber die Nasenspitze macht sich ganz besonders bemerkbar.

Eigentlich wollte ich mich der Kälte ja gar nicht so aussetzen. Aber bei minus 23 oder 24 Grad floss der Diesel nicht mehr durch den Motor. Da konnte ich vorglühen, was die Batterie hergab – der Diesel kam nicht in Fluss. Also ab aufs Fahrrad und zur S-Bahn. Da machte sich die Nasenspitze zum ersten Mal bemerkbar. Die Ohrwaschel noch nicht. Die  verschwanden im wärmenden Schal. Und die dicke Jacke hielt die Körperwärme fest. Nur die Oberschenkel waren nicht so geschützt, wie es das Wetter eigentlich verlangt. Doch wer rechnet schon damit, dass das Auto streikt und das Fahrrad ran muss?

Da die S-Bahn auf sich warten ließ, hatte die Kälte Zeit genug, weitere Lücken in der Kleidung zu finden. Zum Beispiel die Schuhsohle der Winterschuhe. Von unten kroch die Kälte, bahnte sich ihren Weg nach oben und ließ den Fuß von unten ganz langsam auskühlen. In solchen Momenten wird jede Minute Verspätung zur kleinen Qual, die schneller wächst als die Zeit verrinnt.

In der S-Bahn war alles warm. So viele Leiber in dicken Jacken drängten gegeneinander, dass die Kälte keinen Platz hatte. Selbst beim Halt und den dann offenen Türen konnte die Wärme der Menschen nicht komplett entweichen. Ganz anderes als am Ostbahnhof, wo der Zug 25 Minuten Verspätung hatte. Was dem Auto der dickflüssige Diesel ist dem Zug die eingefrorene Weiche. In solchen Situationen hilft nur Geduld. Und genug innere Wärme.

So machte das sibirische Hoch aus 70 Minuten Pendelzeit 140 Minuten. Davon gut 45 an der gern leichtfertig so gerühmten „frischen“ Luft. Nur gut, dass mir das auf dem Weg zurück erspart blieb. Eine feine Kollegin nahm mich mit. Nicht nur die Nasenspitze dankt ihr das noch immer.

Lustvolle Trennung

Abschiedsbild vom Mini
Abschiedsbild vom Mini

Trennungen sind schmerzhaft. Das ist eine Binsenwahrheit. Dass sie auch lustvoll sein können, ist eher selten. Heute habe ich mich mit nur etwas Wehmut getrennt. Vor allem aber mit viel Zuversicht für die Zukunft.

Der kleine Mini war zwei Jahre eine praktische Erleichterung des Alltags. Er stand immer zur Verfügung, machte keine Scherereien und lud immer wieder zu Spontanität ein. Damit ist jetzt Schluss. Der Schlüssel ist abgegeben. Der Weg zurück versperrt. Das Übergabeprotokoll regelt etwaige Zahlungen. Und das alles ganz unbürokratisch.

Ab jetzt heißt es wieder Rad fahren. Und noch mehr Bahn. Und damit wieder mehr Zeit fürs Lesen. Mehr Bewegung. Mehr Offenheit und konkrete Beobachtung des Lebens. Das ist gut. Und allemal eine Trennung wert.

Fahrräder am Herrentag

Warum, frage ich mich als Autofahrer, sind so viele Fahrradfahrer so dick-bräsig? Gerade am Herrentag (so im Osten) oder Vatertag (in der westlichen Heimat) drängt sich diese Frage radikal in den Blick. Ich meine jetzt nicht die alkoholisierten Radler, die meinen auch mit fünf Bier und drei Korn noch geradeaus fahren zu können. Nein ich meine all jene, die nur dreimal im Jahr aufs Rad klettern und dann meinen, alle müssten sich nach ihnen richten.

Diese beiden da auf dem Foto zum Beispiel: An dieser Stelle in Erkner gibt es einen Radweg. Der holpert auch gar nicht, weil der Asphalt noch ganz neu ist. 50 Meter weiter wird der Radweg in der Banhunterführung sogar überlebenswichtig. Doch das ficht Mutti und Vati mit Rucksack nicht an. Sie fahren mal schön da, wo sie nicht nur die Autofahrer ausbremsen (das wäre noch zu verkraften), nein, sie fahren vor allem da, wo sie sich selbst gefährden.

Und das mit ungefähr geschätzten 7,5 Stundenkilometern in geschlängelten Linien! Hilfe! Ich bin doch selbst viel lieber Rad- als Autofahrer! Aber so geht das doch nicht. Das macht mich aggressiv – und mit Sicherheit noch viele andere Autofahrer. Solche wahnsinnigen und vor allem selbstgefälligen Radler sind eine Zumutung! Zum Glück ist morgen wieder ein normaler Arbeitstag. Da fahren die wieder alle Auto. Aber ob das wirklich besser ist, weiß ich auch nicht. Vor allem dann, wenn ich dann Radfahrer bin und nur erwarte, dass Mutti und Vati bei der rechtsabbiegenden Straße auch hoffentlich nach hinten schauen…