Die Bücher der Anderen Bibliothek schaffen es fast immer, mich zu fesseln. „Die Nacht von San Salvador“ von Marko Martin ist da offenbar eine Ausnahme. Obwohl Protagonist Daniel quer durch die Welt reist und in San Salvador genauso wie in Berlin oder Damaskus, Danzig oder Istanbul seine Abenteuer erlebt, bleibt der Roman irgendwie leblos. Vielleicht liegt es an den vielen homoerotischen Erlebnissen in Saunen, Hotels und Wohnungen, die Daniel selbst erregen, den Leser aber kalt lassen. Vielleicht liegt es aber auch an der angestrengten Ambitioniertheit, die dem Buch Leichtigkeit und Lesefluss raubt.
Das ist sehr schade, denn viele Szenen sind eigentlich spannend angelegt. Etwa die in Damaskus, wo die Anbahnung homosexueller Abenteuer alles andere als ungefährlich ist. Wie das funktioniert, wie dadurch ein besonderer Kitzel entsteht, das hat das Zeug zu einer großen Erzählung. Aber auch hier will der Funken nicht überspringen. Irgendwo verliert er sich zwischen Nachtclubs und Hotels. Ja, selbst die emotionalen Verwicklungen, die Daniel beschäftigen, verkommen eher zu numerischen Aufzählungen, als dass sie für den Leser zu verfolgungswerten Abenteuern würden. Das ist wirklich schade. Denn das Buch selbst ist wieder einmal wunderschön gestaltet mit seinem grünen Schnitt und dem schwarz bedruckten roten Leineneinband.