Fotos auf Festen

Was ist die wichtigste Frage vor der Konfirmation? Für die Eltern, wenn sie gemeinsam mit der Pfarrerin das Fest vorbereiten? Es ist das Fotografieren. Darf man? Oder besser nicht? Das Festhalten des Augenblicks ist ein tiefes menschliches Bedürfnis. Aber der Akt selbst störend. Das Klicken durchbricht die Ruhe. Das Blitzen zieht die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Ereignis auf den grellen Lichtfleck. Und das Suchen der besten Perspektive bindet die Blicke. Aber das Bedürfnis, den entscheidenden Moment im Bild festgehalten zu erinnern, ist groß. Nicht nur bei Konfirmationen. Das Dilemma ist es ebenso. Denn die Fähigkeit ohne Bildkrücke sich erinnern zu können, scheint zu schwinden. Und doch wäre dies doch der einzig richtige Weg, ein geistiges Ereignis festzuhalten. Im Herzen. Im Geist. In der Erinnerung.

Und das kommt dabei heraus…

Michael Ruetz hat die Fotos von den 68ern

Michael Ruetz: DIE UNBEQUEME ZEIT – DAS JAHRZEHNT UM 1968
Michael Ruetz: DIE UNBEQUEME ZEIT – DAS JAHRZEHNT UM 1968

Jeder, der sich für Zeitgeschichte interessiert, hat seine Fotos schon gesehen: Michael Ruetz (68). Der Steidl Verlag hat passend zum 40. Jahrestag der 68er Bewegung die großartigen Fotos von Ruetz in einem Bildband zusammengefasst.

Ob Rudi Dutschke oder Gudrun Ensslin, ob die Anti-Springer-Demos oder der Prager  Frühling, Michael Ruetz hat die politische Dimension von 1968 in Fotos gebannt, in denen die Dramatik noch heute wirkt. Zwar sind Fotos an sich ruhig und zweidimensional, doch Ruetz‘ Bilder fangen die Atmosphäre von 1968 und den folgenden Jahren ganz genau ein.
Viel besser, als manche TV-Doku. Denn beim Betrachten bleibt Zeit zum Nachdenken.

Michael Ruetz: DIE UNBEQUEME ZEIT – DAS JAHRZEHNT UM 1968. STEIDL VERLAG. 40 EURO.