Je jünger um so besser das Debüt: Sonya Kitchell

Sonya Kitchell
Sonya Kitchell

Sie war 16 Jahre alt, als sie ihr Debüt veröffentlichte: Sonya Kitchell. Inzwischen ist sie schon 18 – und bringt ihr Album „Words Came Back To Me“ endlich auch in Deutschland auf den Markt. Jetzt steht dieses erstaunliche Werk auch in Deutschland in den Plattenläden. Zwar haben auch Joss Stone (30), Norah Jones (28) und vor allem Katie Melua (22) schon sehr jung Platten aufgenommen und dennoch mit wunderbaren Stimmen überzeugt.

Doch Sonya Kitchell singt nicht nur grandios, sie hat ihre Texte und Lieder auch alle selbst geschrieben. „Words Came Back To Me“ besticht durch einen feinen akustischen Sound, der mit Elementen aus Jazz, Rhythm’n’Blues, Pop, Folk und Roots-Musik spielt. Die einfühlsame, zwischen Melancholie und Wärme schwankende Stimme von Sonya Kitchell ist das optimale Medium, um ihre in den Texten verarbeiteten Gedanken, Sorgen und Gefühle zu transportieren.

Was sie da singt, hat nichts mit Teenie-Gedöns zu tun. Sonya Kitchell setzt sich in ihren Texten genauso erstaunlich reif mit der Welt auseinander, wie sie ihre Musik schreibt und interpretiert. Von der jungen Amerikanerin werden wir hoffentlich noch viel hören.

Diese Rezension ist am 5. Mai 2007 in 20cent erschienen.

Cat Stevens alias Yusuf trinkt an other cup

Yusuf: An other Cup
Yusuf: An other Cup

Jahrzehnte haben Fans auf diese Scheibe gewartet. Yusuf Islam (58), der früher Cat Stevens hieß, hat ein neues Album auf den Markt geschmissen. An Other Cup nennt sich die Versammlung von elf Songs, die stark nach Besinnungsaufsatz schreiben beim Kaffeetrinken klingt.

Zwar entfaltet Yusuf Islam seine alte Stärke, eingängige Songs zu schreiben. Doch er singt das, was er im Booklet androht: Ein Einblick ins Denken eines Meisters, der die Tiefen des Lebens erkannt hat. Ganz Esoteriker säuselt er mystische Erkenntnis ins Mikro. Yusuf Islam geht es darum, aufzuzeigen, dass der Islam mehr ist als Selbstmordattentäter und Dschihad. Da wir das schon vorher wussten, zündet sein Verweis auf die spirituelle Kraft des Koran auch nicht.

Da wir das schon vorher wussten, zündet sein Verweis auf die spirituelle Kraft des Koran auch nicht. Verpackt in hübsche Lieder in der besten Singer-Songwriter-Tradition klingt das zunächst fein. Nur auf den Text darf man halt nicht achten. Denn dann erfährt man, dass man Gott nur ganz dolle vertrauen muss und schon hilft er einem auch. Tja. Das mag zwar für Yusuf-Esoteriker stimmen. Den Rest lässt es aber kalt. Eine warme Tasse Kaffee
kann anregend sein, eine kalte aber bitter. So wie diese Tasse von Yusuf.

Achim Reichel als vom Kitsch befreiter Folk-Archäologe

Ende der 80er, Anfang der 90er-Jahren wagten es die ersten Bands, traditionelle deutsche Lieder neu erklingen zu lassen. Das war vor allem in Bayern der Fall, wo sich auf den Kleinkunstbühnen die Biermösl Blosn, Georg Ringsgwandl und andere dagegen sträubten,
dass der Akustikmüll der Volksmusik-Stars tatsächlich als Volksmusik verkauft wird, obwohl er damit nichts zu tun hat.

Achim Reichel (62), in den 60ern mit seinen Rattels der erste deutsche Rockstar von internationalem Rang, hat jetzt eine CD mit Volxliedern gemacht. Die subversive Kraft dieser Lieder wird hörbar. Das, was deutsche Irland-Urlauber so lieben, wenn im Pub zu Traditionals gesungen und getanzt wird, kann man sich beim Hören der Reichel-CD auch in Deutschland vorstellen. Er befreit selbst Lieder wie „Röslein auf der Heiden“ von jedem Kitsch. Er arbeitet mit Rhythmus und Melodie, um einen richtig guten Folk-Song daraus zu
machen. Das klingt dann fast wie Johnny Cash (1931 bis 2003) auf seinen letzten Alben – nur eben auf deutsch. Damit leistet er musikalische Archäologen-Arbeit, die für den Hörer ein Gewinn ist. Sein Booklet mit allen Noten lädt zum Nachahmen beim Kneipenbesuch
ein.