Crecchio feiert sich und Byzanz

Historisches Fest in Crecchio

In Crecchio verlangen sie keinen Eintritt. Jeder darf über das historische Stadtfest schlendern. Aber mit dem Essen und dem Trinken wird es dann doch schwer. Denn wer in dem Ort in den Abruzzen richtig mitfeiern will, der muss sich eine Garnitur Geschirr für vier Euro kaufen. Dann bekommt er die Gerichte, die schon die Byzantiner in dem Städtchen zu sich nahmen.

Gegessen werden die Eintopfgerichte mit dem Holzlöffel. Dazu gibt es Brot. Für acht Euro wird der Teller gefüllt. Und das so, dass man satt werden kann. Der Becher Wein – weiß oder rot – kostet einen Euro. Und Wasser kommt aus den Brunnen, die auch zum Abwaschen des Geschirrs gedacht sind. Denn das sollte man unbedingt tun. Nur dann kann man ja einige Meter weiter das nächste Gericht zu sich nehmen. Das ganze Fest ist über die kleinen Plätze entlang der beiden Straßen im historischen Kern Crecchios angelegt. Und zwar nach dem Motto: Vorspeisen, erstes Gericht, zweites Gericht und Nachtisch. Wein gibt es natürlich überall.

Eine erstaunlich simple und doch schöne Idee, um die Besucher zum Essen und Trinken zu animieren. Und damit zur Geselligkeit. Denn natürlich wird überall an Bierbänken gesessen. Selten allein, denn die Straßen und Plätze füllen sich abends immer mehr. Noch um 22.oo Uhr stehen Besuche an, um sich ihre Papiertüte mit Geschirr zu kaufen. Und so sitzt man, trinkt man und freut sich über die Szenen der Darsteller, die das Leben der Spätantike oder des frühen Mittelalters in die die Gassen bringen. Das sind Gaukler, Patrouillen, Schwertkämpfe, Artisten, Stelzenläufer und Gefangenentransporte in Käfigkugeln.

Das alles ist einladend, freundlich und unterm warmen Sternenhimmel Ende Juli auch überhaupt nicht kitschig. Das Reactment wirkt authentisch. Es findet überall statt, ist aber dennoch nicht aufdringlich. Wer nur feiern will, der kann sitzen und den guten Wein der Region trinken. Ein wirklich schönes Fest, das jeder mitfeiern sollte, der Ende Juli in den Abruzzen zwischen Ortona und der Majella ist.

 

Ein zweiter Tag in Istanbul

Wer rechtzeitig am Galata-Turm ist, muss nicht anstehen. Das Gedränge auf dem schmalen Aussichtsrundgang, der nur in eine Richtung begangen werden darf, hält sich dann auch in Grenzen. Der Rundblick über das Goldene Horn lohnt sich. Wenn man nicht geschoben wird, kann man ihn auch genießen. Auch am zweiten Tag ist das Wichtigste, sich treiben zu lassen.

Ein Besuch beim Barbier, einmal die leckeren Törtchen in der Konditorei testen, auf der Galatabrücke verliebte Paare fotografieren, die krampfhaft versuchen die Digitalkamera so weit weg von sich zu halten, dass sie beide draufpassen, um dann selbst fotografiert zu werden. Das aber mit einem herzlichen Lachen und großer Freude an der gemeinsamen Nähe. Umso erstaunter schauen sie, wenn man ihnen die Kamera aus der ausgestreckten Hand nimmt, sie anlächelt und auf den Auslöser drückt.

Am Kai mit den vielen Fähranlegern wird das Schiff genommen, das als nächstes kommt. So steht dann ein Gang entlang der byzantinischen Stadtmauer an. Dabei wird klar, wie riesig die Stadt schon in der Antike und im Mittelalter war. Und welche Macht von dieser Stadt ausging. Entlang der Mauer finden sich noch viele alte Häuser, von denen etliche aber dem Verfall preisgegeben sind, wenn nicht bald etwas passiert. Aber auch Friedhöfe für muslimische Heilige liegen im Schatten der Mauer, die so dick ist, dass selbst Lastwagen vollständig in den Durchbrüchen für Straßen und Tore verschwinden. Natürlich findet sich auch wieder wunderbares Essen. Viel frischer Salat, gegrilltes und dennoch saftiges Lamm, Paste und Saucen, die mit dem feinen Brot eine feine Schärfe oder dämpfende Erdigkeit im Gaumen verteilen. Viel Tee an vielen Ecken, frisches Obst im Schatten der Mauer, das alles ohne jeden Stress, dafür aber mit wachen Augen.

Ein ehemaliges Kloster dient heute als Museum, die Moschee, die in ihm war, wurde dafür aufgelöst. Die Mosaike faszinieren, weil mit den Steinen eine Farbschattierung geschaffen wurde, die jeden Faltenwurf realistisch, jede Augenfalte plastisch werden lässt. Und später im Bazar macht es sogar wieder Spaß, den Laptop für einige kleinere Arbeiten anzuschmeißen. Wobei das Lesen der mitgebrachten Bücher doch noch wichtiger ist. Aber das geht in dem Bazar-Café nicht richtig. Zu viel passiert hier. Das wird deshalb auf den Abend verschoben. Doch das Treiben in Beyoglu ist zu schön, die Kneipen zu einladend, der Raki zu schmackhaft und die Musik zu gut. Es werden nur einige Seiten, spät im Hotel.

Ein erster Tag in Istanbul