Die einen wollen Natur und Landschaft schützen, die anderen wollen von ihr leben. Das ist ein alter Konflikt, der überall ausbricht, wo Städter aufs Land ziehen, um die Ruhe zu genießen. Manfred Maurenbrecher hat sich diese Konstellation in etlichen Varianten vorgenommen und in „Grünmantel“ angesiedelt. Der fiktive Ort liegt in der Uckermark und so prallen hier Ost und West, Stadt und Land, Vergangenheit und Gegenwart aufeinander.
In Grünmantel waren die Zeiten mal besser. Da gab es Arbeit und eine Schule. Jetzt steht die Schule leer und in der ehemaligen LPG arbeiten viel weniger Mitarbeiter als einst. Der letzte Leiter der Schule kam einst aus dem Westen und muss sich jetzt andere Aufgaben suchen. Er hat den Naturschutz für sich entdeckt – und macht sich in Grünmantel damit nicht nur Freunde. Denn der Naturschutz steht natürlich in direkter Konkurrenz zur Landwirtschaft, wenn es um Flächen und teilweise auch wenn es um Vermarktung geht.
Da Grünmantel in der Uckermark liegt, haben Berliner den Ort entdeckt und sich dort auch eingenistet. Sie wollen ihren alternativen Lebensentwurf verwirklichen und werden dafür von den Einheimischen nicht ganz ernst genommen. Da ist zum Beispiel ein Schriftsteller, der vor allem in den Tag hineinlebt und ganz erstaunt ist, wie gut es sich anfühlt, wieder verliebt zu sein. Oder die ehemalige Uni-Angestellte, die sich vom Berliner Freund auseinandergelebt hat und jetzt ein altes Haus im Dorf bewohnt.
Sie alle haben mit Dorfbewohnern zu tun, die ihre eigenen Konflikte mit sich austragen. Aber der größte ist der um den ehemaligen Schuldirektor, der eine Neigung für deutlich zu junge Frauen hat. Er wird entführt, um ihm eine Abreibung zu verpassen. Damit das nicht aufs Dorf zurückfällt, soll die Aktion den Neonazis aus Schwedt in die Schuhe geschoben werden.
Das ist alles ganz schön viel Stoff für nur 220 Seiten Roman. Aber Manfred Maurenbrecher nutzt die Fülle der Figuren und Konflikte, um sie in seinem satirischen Roman alle aufeinander prallen zu lassen. Heraus kommt ein Buch voller Witz und Schalk. Die Überzeichnung der Figuren verhindert zwar, dass sie sich psychologisch austariert entwickeln können. Doch darum geht es Maurenbrecher ja gar nicht. Er will große Themen der Gegenwart lustvoll erzählen und dabei auch gut unterhalten.
Maurenbrecher macht sich dabei über die Uckermark nicht lustig. Er findet in ihr aber genau diese Gegensätze: Ost und West, Stadt und Land, Wohlstand und prekäres Leben. Manchmal geht ihm die Phantasie etwas durch, aber dem Spaß am Lesen gefährdet der Berliner dabei nicht. Im Gegenteil. „Grünmantel“ ist ein Roman, in dem sowohl Freunde der Region als auch Fremde ihr Vergnügen finden werden.