Ach immer diese Ostalgie! Warum hört das nicht auf? Sie war doch eine Diktatur! Und ausgerechnet zum Jubiläum ihres Untergangs wird sie von Thomas Brussig wieder zum Leben erweckt! Muss das sein?
JA!!! DAS MUSS SEIN!!! Wenn sie auf diese Art noch einmal auf der literarischen Bühne erscheinen darf, dann ist das nicht nur amüsant, komisch, witzig, sondern auch noch wunderbar lehrreich. Denn der Vergleich, der Systeme, den Thomas Brussig in seinem neuen Roman bis in die Gegenwart führt, öffnet für vieles in der DDR die Augen. Und für die Summe der Missverständnisse, die Ost- und Westdeutsche nicht nur vor 25 Jahren gegenseitig hatten.
Thomas Brussig tut in „Das gibts in keinem Russenfilm“ einfach so, als hätte er sein ganzes Leben in einer intakten DDR geführt. Und das als Schriftsteller, der mit Büchern wie „Wasserfarben“, „Helden wie wir“ oder dem Udo-Lindenberg-Musical „Hintern Horizont“ Erfolg hat. Teils in der DDR, teils in der Bundesrepublik, in der einige Bücher erscheinen mussten, weil die DDR-Zensur sie nicht billigte. Er entwickelt also ein Szenario, das sein reales Leben in eine noch immer weiter existierende DDR spiegelt. Das ist ein literarischer Kniff, der nicht nur wahnwitzig ist, sondern auch noch glaubwürdig funktioniert.
Thomas Brussig bleibt in seiner DDR, weil er in einem Moment unerwarteten Erfolgs vor Publikum versprochen hat, aus der DDR erst dann auszureisen, wenn alle DDR-Bürger reisen dürfen. Ein Telefon will er auch erst dann, wenn jeder problemlos eines haben kann. Und solange Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ verboten ist, will er es nicht lesen. Das Publikum ist begeistert, Brussig ein Held in Ost und West. Und weil er sich an das Versprechen hält auch ein Narr, der selbst seiner schwangeren Freundin nicht in den Westen folgt.
All das ist irrwitzig. Brussig entwickelt eine Geschichte, die ziemlich schlüssig ist. Und spiegelt nicht nur seine eigenen Bücher in diesem funkelnden Licht. De facto ist „Das gibts in keinem Russenfilm“ ein Schelmenroman über das Leben des Autors, in dem er sich selbst so naiv präsentiert, dass nicht nur die falsche, fiktive Wirklichkeit entlarvt wird, sondern auch die reale vergangene und die reale Gegenwart. Ziemlich viel für nur einen Roman. Und sehr amüsant!