Alex Capus schreibt ja immer auf der Grenze von Realität und Fiktion. Wobei die Realität bei ihm immer die Überhand behält. In dem schmalen Band „Skidoo – Meine Reise durch die Geisterstädte des Wilden Westens“ dominiert die Wirklichkeit ganz deutlich. Aber auch die kurzen Texte über teils verlassene, teils völlig untergegangene Städte in Nevada und anderen Bundesstaaten des Westens der USA changieren in einem (halb-)dokumentarischen Stil. Denn Alex Capus beschreibt tatsächlich, was er erlebt hat. Aber eben nicht nur das.
Denn Capus hat natürlich wie immer auch intensiv recherchiert. Er hat in den alten Zeitungen gelesen, hat Menschen getroffen, die einiges von damals wussten. Und er hat seinen ganz eigenen Wissenskosmos in dieses Buch einfließen lassen. Und mit all diesem Wissen ist Capus nach Skidoo, Bodie, Flagstaff, Hawiku, Salt Wells und Panamint City gereist. Er erzählt von der Gier nach Geld und von einem Leben fast ohne Frauen, von Richtern, die riesige Strecken für ein Verfahren zurücklegen müssen und vom Kapitalismus, der ungezügelt Natur und Menschen ausbeutet, bis die Natur zurückschlägt.
Und er macht ganz besondere Entdeckungen. Etwa, dass die Route 66 einem Kamelpfad folgt. Oder dass es auch schon vorkam, dass ein Mann zweimal gehängt wurde. Und dann überlegt er sich, ob ein Bierbrauer in einer dieser Westernstädte aus seinem schweizer Heimatstädtchen stammen könnte. Oder einer dessen Vorfahren. Spätestens da verwischt sie dann wieder. Die Grenze zwischen Faktischem und Möglichem. Wobei die Sache mit den Kameln in den USA zu den Fakten gehört. Auch wenn es sich ganz unglaublich liest…