Glänzende Geschäfte auf der IFA

Messen, auf denen Unterhaltungselektronik im Fokus steht, haben es schwer. Das revolutionär Neue wird kaum noch präsentiert. Wie auch? Im Prinzip ist alles erfunden, was das Leben unterhaltsamer macht. Es geht nur noch um Verbesserungen oder neue Verknüpfungen.

Doch selbst diese eher evolutionären Schritte faszinieren die Massen. Sie strömten in die Messehallen unterm Funkturm. Da standen sie vor noch flachereren Fernsehern, vor Tablets oder Smartphones, die im Kern nur können, was Apple mit iPad und iPhone schon vor Jahren vorgelegt hat.

Viel wichtiger als das Interesse der Besucher ist deshalb auch der rein geschäftliche Teil der Messe. Die Lagerhallen der Händler waren leer. Jetzt werden sie in der Gewissheit auf ein grandioses Weihnachtsgeschäft gefüllt.

Aussteller verzeichnen Bestellrekorde, weil die Deutschen wieder Geld ausgeben. Nach drei Jahren Finanz- und Eurokrise haben sie offensichtlich ein großes Bedürfnis, technisch wieder auf den neusten Stand zu kommen. Von Krise oder Rezession war auf der IFA nichts zu hören. Im Gegenteil.

Auf der IFA boomt die Kreativität rund um unsere Ablenkung

Neue Trends in der Unterhaltungselektronik präsentiert die Internationale Funkausstellung ab morgen. Dieser Satz passte auch zu jeder IFA der Vergangenheit. Umso erstaunlicher ist es, dass er jedes Mal aufs Neue stimmt. Der Erfindungsreichtum rund um den Spiel- und Ablenkungstrieb des Menschen ist grenzenlos.

Das gilt zum Beispiel für den guten alten Fernseher. Vor wenigen Jahren wurde er noch zu Grabe getragen, weil ihn der Computer angeblich ersetzen sollte. Doch dank Flachbildschirmen und der Verbindung mit Spielkonsolen wie Wii oder Playstation hat er seinen festen Platz in den meisten Wohnzimmern behauptet.Ja, oftmals ist er dank dieser Präsenz als visuelle Spielstatt gar nicht mehr wegzudenken. Er hat nur die Funktion geändert.

Neue Akteure wie die Telekom mit ihrem TV-Angebot via Internet festigen seine Rolle zudem. Jetzt nimmt auch Apple den Fernseher ins Visier, weil sich rund um ihn viel Geld verdienen lässt. Denn die Nutzer sind es gewohnt, für DVDs Geld auszugeben. Genauso wie beim Produkt „Entertain“ der Telekom will Apple nun an die Umsätze der Videotheken. Das wird auch funktionieren, weil es vor allem in den Ballungszentren eine Netzinfrastruktur gibt, die so große Datenmengen wie bei Filmen problemlos – das heißt in diesem Fall ruckelfrei – übertragen kann. Der Erfolg der Pay-TV-Programme zeigt zudem, dass die Anzahl derer, die regelmäßig im Abonnement Geld fürs Fernsehen ausgeben, stetig wächst.

Der zweite große Trend rund um den Fernseher ist 3D. Die Kreativität der Entwickler scheint grenzenlos zu sein. Nachdem sich heute kaum noch jemand ein Fußballspiel ohne HD-Qualität anschauen mag, wird jetzt an der nächsten Verbesserung des Seh-Erlebnisses gearbeitet. Dabei machen sich die Kreativen das natürliche Bedürfnis der Menschen zu nutze, abgelenkt werden zu wollen.

Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Die Aussteller auf der IFA gehen wohl zurecht davon aus, dass wir Menschen selbst in Krisenzeit bereit sind, für Unterhaltung Geld auszugeben. Vielleicht sogar gerade wegen der Krisen. Lieber wird am Essen gespart. Oder an Kleidung. Aber sicher nicht an der liebgewordenen Unterhaltung auf der Glotze.

MOZ-Kommentar…