Selten hab eich ein Buch gelesen, das auf der einen Seite urkomisch, ja geradezu furios ist, und auf der anderen fast schon peinlich. Padgett Powell schafft das. Aber da es sich um Erzählungen und Kurzgeschichten handelt, ist das nicht ganz so schlimm. Denn die ersten drei Texte sind es wert, das Buch zu kaufen.
Schlagwort: Harry Rowohlt
Harry Rowohlts wahrhaftige Kolumnen
Handlich ist das Buch und griffig sind die Texte. Harry Rowohlts neuer Kolumnen-Band sammelt Texte aus der „Zeit“, die zwischen 1997 und 2009 erschienen waren. Prägnant sind sie noch immer. Das ist der beste Beweis dafür, dass Rowohlt, der in Irland lebende Übersetzer, Satiriker und Gelegenheitsdarsteller in der Lindenstraße nicht nur genau hinschauen kann.
Vor allem kann er das Erlebte so auf den Punkt bringen, dass es mehr als nur einen Augenblick wahrhaftig bleibt. Und was den Band noch besser macht: Die Texte sind auch noch witzig.
Harry Rowohlt: „Pooh’s Corner“, Kein & Aber, Zürich 2010, 288 S., 19,90 Euro
Kleiner Mann ganz machtgeil
Was treibt Männer an, die nach immer mehr Macht und Einfluss streben? Das ist eine Frage, die schon in der Antike die Literatur beschäftigte. Einer der intelligentesten Romane des 20. Jahrhunderts dazu ist jetzt bei Kein &
Aber in Zürich erschienen. Budd Schulberg (93) veröffentlichte sein Meisterwerk 1941. Doch das merkt man dem Roman „Was treibt
Sammy an?“ auf keiner einzigen Seite an.
Wer nicht weiß, dass Schulberg als Drehbuchautor in Hollywood in den 50er-Jahren sogar einen Oscar bekam, der liest und liest und liest dieses Buch, ohne richtig Atem holen zu können. Denn Titelheld Sammy Glick gönnt sich das auch nicht. Und Autor Schulberg beschreibt dies so modern, als wäre das Buch erst dieses Jahr erschienen.
Das liegt auch an der hervorragenden Übersetzung von Harry Rowohlt. Der sorgt dafür, dass der Sprachwitz und der Tonfall des Textes auch im Deutschen wunderbar funktionieren. Der Ich-Erzähler Al Mannheim lernt Sammy Glick als Redaktionsboten kennen. Immer wieder fragt Sammy den Kolumnisten aus, bis er mit einer eigenen Kolumne an ihm vorbeizieht. Das Wissen dafür hat Sammy natürlich von Al. Obwohl der es nicht will, beginnt ihn das Phänomen Sammy zu interessieren. Er stellt sich die Frage: Was treibt Sammy an?
Später in Hollywood arbeiten sie beide als Drehbuchautoren. Auch hier ist es der jüngere Sammy, der sich nach oben durchbeißt. Und das auf Kosten von Menschen, die er gnadenlos ausbeutet. Sammy ist auf Macht fixiert. Um sie zu steigern, ist er bereit, fast alles zu machen. Seine Kreativität nutzt er im Filmbusiness nur, um die Ideen anderer für sich auszubeuten. Und schon beginnt er Geld zu verdienen. Denn das ist das eine augenscheinliche Zeichen für Macht.
Das zweite ist der ungeheuerliche Verschleiß an Frauen. Die interessieren Sammy nicht als Menschen, sondern nur als Ausweis seiner Macht, seiner Potenz. Deshalb müssen immer neue Mädels ran, deshalb aber funktioniert mit Sammy auch keine einzige Beziehung. Schulberg beschreibt die bescheidene Herkunft Sammys. Und der schildert, wie Sammy bereit ist, über andere hinwegzugehen, sie in den Dreck zu stoßen, wenn es seiner Macht nützt.
BUDD SCHULBERG: WAS TREIBT SAMMY AN? ÜBERSETZT VON HARRY ROWOHLT. KEIN & ABER, 19,90 EURO.
Flann O’Brien freut sich über „Das harte Leben“
Mit diesem achten Band ist die Werkausgabe des irischen Autors Flann O’Brienn (1911 bis 1966) in der Übersetzung von Harry Rowohlt (62) vollbracht. Die knapp 150 Seiten von „Das harte Leben“, das 1961 erstmals erschienen ist, ist so etwas wie die komprimierte
Zusammenfassung dessen, was den Iren O’Brien noch heute so lesenswert macht.
Das Buch ist böse, es ist eine gelungene Satire auf heuchlerische katholische Priester, absurd wohltätige irische Müßiggänger und eine Hommage an die Nationalgetränke Whiskey und ganz dunkles Bier. Wer Humor, der so schwarz ist wie das Guiness,
mag, der ist bei Flann O’Brien gut aufgehoben. Der entdeckt mit „Das harte Leben“ einen der ganz großen irischen Dichter.
Flann O’Brien: Das harte Leben, Kein & Aber, 16,90 EURO.