Die Lauscher der NSA in der alten Heimat

Es war Anfang der 80er-Jahre, als die Deutsche Bundespost in Hammelburg eine Erdfunkstelle bauen wollte. Satelliten-Verbindungen zum Telefonieren in die Welt und TV-Übertragungen aus aller Welt, das wollte der Vorgänger der Telekom dort abwickeln. Unterschriften wurden gesammelt, im Gymnasium und andernorts diskutiert – und die Nachbarn aus Fuchsstadt ergriffen die Chance, um das Wunderwerk der modernen Kommunikation auf die eigene Gemarkung zu holen. In der Hoffnung auf eine touristische Attraktion machte der Gemeinderat den Weg zum Bau der Anlage frei, während in Hammelburg über die Verschandelung des Saaletals und das Pro und Contra geschlossener, beziehungsweise transparenter, in die Erde eingelassener Parabolspiegel debattierte wurde.

Und dann stand sie da. War als Attraktion nachts sogar beleuchtet, damit die Autofahrer auf der nahen Autobahn das Wunderwerk bestaunen konnten. Bis die Telekom die Parabolspiegel verkaufte. An eine US-Firma, die sich sicher war, dass solche Anlagen doch noch Geld bringen würden. Und dann wuchsen immer mehr Lauscherohren im Saaletal. Immer kleiner wurden sie, viele sind selbst vom Weinberg kaum noch zu sehen. Etwa 50 sind es inzwischen.

Als die Enthüllungen von Edward Snowden bekannt wurden, musste ich sofort an die Erdfunkstelle denken. Schließlich sind es ja US-Firmen, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, der NSA und den anderen Geheimdiensten Daten zur Verfügung zu stellen. Aber all die Jahre, in denen ich quasi in Blickweite der Spionage-Lauscher lebte und all die vielen Jahre, in denen ich bei den Spaziergängen auf Heimaturlaub auf sie hinab blickte, war der Gedanke daran nicht vorhanden. Erst Snowden und in der Folge das Rechercheprojekt von Süddeutscher Zeitung und Norddeutschen Rundfunk öffnete die Augen, was da in der Heimat Bedrohliches gewachsen ist. Das ist schon ein seltsames Gefühl, dass es richtig war Anfang der 80er-Jahre gegen die Anlage gewesen zu sein – aber aus einem viel bedrohlicherem Grund, als wir damals dachten.

P.S: Und das alles nur, weil die Luft in Hammelburg so gut ist. Denn deshalb hatte sich die Bundespost das Saaaletal ausgesucht. Wegen der klaren Luft und den wenigen Störungen, die das auf die Satelliten-Kommunikation garantierte.