Ein Roman, der den Sommer schon im Titel hat, verspricht eine gute Sommerlektüre zu sein. Wenn es dann noch von Jens Sparschuh ist, dann sind Witz und Präzision eigentlich garantiert. Und wenn das Buch dann auch noch in der unmittelbaren Nachbarschaft spielt, dann ist meine Neugier natürlich groß. „Das Ende der Sommerzeit“ lohnt sich dann auch tatsächlich.
Der neue Roman von Jens Sparschuh, der sich mit Romanen wie „Der Zimmerspringbrunnen“ fest in unser Gedächtnis geschrieben hat, erzählt von einem Berliner Schriftsteller, der bei einer Gastprofessur in den USA auf Nabokovs Berliner Jahre gestoßen wird. Für einen Kollegen übernimmt er nach seiner Rückkehr die Recherche nach der Datsche Nabokovs, die im Südosten Berlins lag. Und deren Umgebung offenbar die Gegend ist, in der einer seiner Romane spielt. Bei dieser Recherche verfällt der Ich-Erzähler nicht nur Nabokov, sondern auch seinen eigenen Erinnerungen an seine Jugend, die sich in teilweise ebenfalls an den Dahmeseen südlich und östlich von Königs Wusterhausen und Friedersdorf ereignete.
Sparschuh schreibt wunderbar über unsere Seen und Wälder, wenn der Erzähler mit dem Fahrrad von der Datsche in Bestensee die Gegend erkundet. Er schreibt von verpassten Chancen und dem ersten Kuss, an den sich der Erzähler erinnert. Denn den bekam er von einem Mädchen, dessen Eltern 1968 aus Prag fliehen mussten, ausgerechnet an einem Dahme-See. Und er schreibt von Nabokov, der Sigmund Freud verachtete, den er selbst aber wegen einer zarten Liebe neu entdeckt. All diese Ebenen habe ihren eigenen Reiz. Aber keine setzt ein großes Vorwissen voraus, ohne das sich das Buch nicht genießen ließe. Darauf hat Sparschuh offenbar großen Wert gelegt. Wer aber Nobokov kennt, bekommt noch mehr Lesevergnügen geschenkt. Denn der erkennt in etlichen Formulierungen Zitate wieder. Und damit noch weitere Ebenen.
Dieses Lesevergnügen von Jens Sparschuh ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. Der Roman „Am Ende der Sommerzeit“ kostet 19,99 Euro.