Culcha Candelas eigener Weg geht über verzerrte Stimmen

Heute erscheint das neue Album der Berliner Band Culcha Candela. „Flätrate“ ist poppiger als seine Vorgänger. Andreas Oppermann hat mit La Froh Tino, einem der sechs Sänger über die Platte und den Gesang der Band gesprochen.

Spielt Berlin für Culcha Candela noch eine wichtige Rolle?

La Froh Tino: Berlin ist unsere Heimat und der Ausgangspunkt für alle unsere Aktivitäten. Berlin ist die Geburtsstätte von uns als Band. Auch deshalb haben wir eine sehr starke emotionale Bindung an die Stadt. Wir können uns auch alle gar nicht vorstellen anderswo in Deutschland zu leben.

Zu Beginn Eurer Karriere wurdet ihr oft in einem Atemzug mit Seeed genannt.

Seeed gibt es schon etwas länger. Wir fanden die immer cool und haben Seeed gefeiert. Insofern hatten sie auch eine gewisse Vorbildfunktion für uns. Aber schon von Anfang an haben wir andere Musik gemacht. Der gemeinsame Nenner ist wirklich nur, dass sie auch eine vielköpfige Band aus Berlin sind und dass wir auch einige Reggae-Sounds gemacht haben. Aber dann hört es auch schon auf. Früher fühlten wir uns geadelt, wenn wir in einem Atemzug genannt wurden. Heute kann man das nicht mehr sagen.

Bei dem neuen Album höre ich auch keine Parallelen mehr.

Das ist aber nicht so, weil wir uns abgrenzen wollten, sondern weil wir diesen Sound suchten. Wir wollten immer viele Stile mischen, viele Sprachen zusammenbringen und vor allem starke Songs machen. Vielleicht wussten wir früher gar nicht genau, wie das geht, aber bis heute haben wir sehr viel gelernt. Wenn man die Songs von damals hört, ist das fast wie beim Anschauen alter Fotos: Wir schämen uns nicht, aber es war halt ein anderer Zeitpunkt im Leben.

Die neue Platte „Flätrate“ ist fast vollständig Deutsch.

Die Songs, die eine Aussicht haben, als Single ausgekoppelt zu werden, sind alle auf Deutsch. Inzwischen ist das fast unser Markenzeichen.

Ihr verzerrt in fast jedem Stück Stimmen. Sind Eure Stimmen nicht gut genug?

Die Stimmen sind sehr gut. Aber sie eignen sich auch, verzerrt zu werden. Weil die Leute unsere Stimmen kennen, können wir es uns erlauben, sie zu verfremden.

Als Live-Band feiert ihr sehr gern auf der Bühne. Auf was reagiert das Publikum am meisten?

Da wir fast zehn Jahre auf der Bühne sind, wissen wir, wie man das Publikum gewinnt. Mit einer neuen Platte aufzutreten ist dennoch ein Wagnis. Wir wissen zwar, was wir gerne live spielen wollen, aber was genau ab März auf den Konzerten zu hören sein wird, steht noch nicht fest.

Culcha Candela: „Flätrate“ (Urban), Plattenkritik vob Matze Krohn auf moz.de
Dieses Interview ist am 25. November in der Märkischen Oderzeitung erschienen…