Alex Capus verbindet drei separate Leben zu einem seltsamen Roman

Alex Capus: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
Alex Capus: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

Drei Biografien bündelt Alex Capus in seinem neuesten Roman zusammen. Drei Leben, die es wirklich gab, die vom Autor aber in gewohnt eleganter Form verfremdet werden. Das wäre soweit ganz gut, wenn diese drei Leben auch etwas miteinander zu tun hätten. Haben sie aber nicht. Nur in einem einzigen Moment hätten sich die drei in Zürich treffen können. Oder eben auch nicht. Capus entscheidet sich dazu, dass sie sich nicht begegnen, dass es keinen Kontakt gibt – und die so unterschiedlichen Leben nur über die verflochtenen Erzählstränge zu einem Buch werden.

Ein bisschen ist das so wie in den großen Büchern von W.G. Sebald. Doch er hatte Biografien mit literarischen Texten und Fotos so verwebt, dass sich ein mehrschichtiges Kunstwerk entstand, das sich Schicht für Schicht entziffern und damit aus immer neuen Perspektiven deuten ließ. Capus aber verzwirbelt die drei Stränge zu einem Seil, ohne dass dadurch ein tieferer Erkenntnisgewinn Zustandsdruck käme.

Aber dennoch liest sich das Buch wunderbar. Laura d’Oriano ist eine starke Frau, die als Spionin der Résistance in Mussolinis Italien aufflog und hingerichtet wurde. Der Lebensweg, den Capus von ihr zeichnet, ist aufregend, von großen Träumen und kleine. Niederlagen geprägt. Laura ist eine starke Frau, die. Man gern kennengelernt hätte. Genauso wie Felix Bloch, den jüdischen Atomphysiker aus Zürich, der zusammen mit Robert Oppenheimer die Atombombe entwickelte. Ein Mann, der keine Maschinen bauen will, weil der Erste Weltkrieg die Erfahrung lehrte, dass letztlich alle Maschinen dem Krieg nutzen. Sein Dilemma ist es, dass er. In dem Krieg dienen, aber unbedingt verhindern wollte, dass die Nationalsozialisten zuerst die Atombombe bauen könnten. Und Emile Gilliereon, den als Vater und Sohn gleich zweimal gibt, hat ein unglaubliches Talent zum Malen und Zeichnen, mit denen beide in Troja und in Knossos die phantastischen Ausgrabungen dokumentieren und mit ihrer Phantasie zu Bildern ergänzen.

Alle drei haben ein enormes Talent als Sängerin, Naturwissenschaftler oder Maler. Alle drei entscheiden sich, was sie damit anstellen. „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ werden sie letztendlich, auch wenn sie eigentlich anderes wollten. Die moralischen Dilemmata verbinden die drei in der gemeinsamen Lebenszeit dann doch miteinander. Für einen großen Roman ist das zu wenig. Für ein unterhaltsames und elegant geschriebenes Buch aber irgendwie dann doch genug.

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