Zum 200. Geburtstag Ludwig Leichhardts sind einige Bücher erschienen. Ganz neu ist ein Band, der die Beiträge zum Leichhardt-Symposium in diesem Jahr versammelt. Das von Günter Bayerl und Tim Müller herausgegebene Buch ist für Fortgeschrittene sicherlich lesenswert. Wer aber Ludwig Leichhardt erst noch kennenlernen will, der sollte mit seinen eigenen Texten anfangen. Franz Braumann hat „Die erste Durchquerung Australiens“ nach Leichhardts Tagebüchern herausgebracht. Der Erdmann-Verlag, der für seine Bücher über und von Entdeckern und Seefahrer aller Zeitalter bekannt ist, hat das Buch 20 Jahre nach der vergriffenen Erstauflage noch einmal veröffentlicht.
Besonders faszinierend an diesem Buch über die erste Durchquerung Australiens ist die Art, wie Leichhardt die Begegnungen mit den Aborigines, den Ureinwohnern Australiens schildert. Das ist nie herablassend und überheblich, sondern offen und auf gleicher Augenhöhe. Für die 1840er-Jahre ist es sehr erstaunlich, dass ein weißer Forscher fast ohne rassistische Allüren durch die Welt ging. Seine Genauigkeit, mit der er seine Naturbeobachtungen schildert sind ebenso faszinierend. Und natürlich die Ruhe, mit der er von den Qualen, von Hunger und Durst während der Expedition berichtet, die mehrere Jahre dauerte und oft nicht mehr als fünf Kilometer am Tag zurücklegen konnte. Das ist alles von Ludwig Leichhardt sehr anschaulich beschrieben und berührt den Leser.
Sein Urenkel, der ebenfalls Ludwig Leichhardt heißt, hat ein Buch mit Briefen an und von Leichhardt herausgegeben. In diesem immerhin 450 Seiten dicken Band sind auch etliche Briefe von Leichhardts Verwandten abgedruckt. Da sich Leichhardt dem preußischen Militärdienst entzogen hatte, konnte er seine Familie schon in den vielen Jahren vor dem Aufbruch nach Australien besuchen. Und so erfahren wir in den Briefen von den Problemen der Torfstecherfamilie, vom Leben in Cottbus, wo Leichhardt auf die Schule gegangen war und vor allem wieder davon, wie skeptisch seine Umwelt auf den unbedingten Willen Leichhardts reagierte, die Welt zu entdecken, unbekannte Natur zu erforschen und diesem Willen alles, auch mögliches Liebesglück zu opfern. All das steht in dem im Wiesenburg-Verlag erschienen Band.
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