Die Produktivität Funny van Dannens (51) ist ungebrochen. Mit „Saharasand“ ist gerade sein 13. Album in 14 Jahren erschienen. Der Mann mit der Gitarre und den ironischen Texten bleibt sich treu. Und kommentiert die Krise.
Das Themenspektrum auf „Saharasand“ reicht vom „Samenstau“ über den „Jugendstil“ bis zum „Aktienpaket“. Immer beobachtet er seine Umwelt genau. So genau, dass ihm das Absurde des Alltags und unserer Sprache auffällt. Seine Gabe, diese Widersprüche in Versen zu Bildern zu formen, ist erstaunlich. Etwa wenn er in „Aktienpaket“ das Paket ganz ernst nimmt und in dem Paket nichts findet – genauso wie im Konjunkturpaket. Die Melancholie, mit der er das leere Aktienpaket vorträgt, bringt die Resignation darüber auf den Punkt, dass sich die Politik der Aktionäre annimmt und diese mit Konjunkturpakten päppelt, die große Masse der Nicht-Aktien-Besitzer aber leer ausgeht. Funny van Dannen transportiert solche Gedanken nicht im Agitprop-Stil der alten Liedermacher, sondern als ironischen Kommentar.
Schön ist auf dem aktuellen Album auch „Jugendstil“. Da geht ein Paar in eine Klimt-Ausstellung. Anfangs tun beide noch so, als fasziniere sie der Kitsch. Doch dann platzt es aus ihr heraus: „Scheiß-Jugendstil! Ich kann das nicht mehr sehn!“ Von Deko-Kitsch und Endzeit-Gefühlen ist dann die Rede. Und von der Sehnsucht nach Einfachheit: „Wie schade, dass man so klare Urteile so selten fällen kann! Immer muss man differenzieren, dieses Für-und-Wider-Spiel.“ Auch hier drängt sich der Gedanke auf, dass es nicht nur um den Jugendstil geht, sondern ums Heute.
Auf „Saharasand“ versammelt sind 21, meist kurze Lieder. Das Zuhören macht Spaß, viele Refrains sind so eingängig, dass man sie schon beim zweiten Mal mitschmettern kann. Der Berliner hat nichts von seiner kreativen Kraft verloren. Kurz vor Weihnachten stellt er das Album im Berliner „Astra“ live vor.
„Saharasand“ ist erschienen bei Warner Music