„El dorado“ heißt das neue Album der 17 Hippies aus Berlin. 20cent hat sich mit Sängerin Kiki Sauer (43) über die Musik der Hippies und das neue Album unterhalten.
Die 17 Hippies waren gerade in den USA auf Tour. Wie kommt die Band da an?
Super. Amis haben schon viel gesehen. Sie haben keine Scheu vor genreübergreifenden Sachen. Das, was wir machen, kennen sie noch nicht – vor allem unsere Energie auf der Bühne.
Gibt es auch Widerstand, weil Deutsche versuchen, jüdische Traditionen zu beleben?
Das haben wir bisher nicht erlebt.
Und wie ist es in anderen Ländern, in Frankreich?
Frankreich hat viele Bands, die ähnliche Musik wie wir machen. Im Gegensatz zu uns Deutschen leben die Franzosen eine Tradition, auf die sie stolz sind. Jedes Dorf hat eine Band, die bei Festen für Party sorgt.
Was ist in Deutschland anders?
Unsere Tradition ist gebrochen. Wir können keine deutsche Volksmusik spielen. Das will keiner hören. Jedes Land braucht eigentlich seine Volksmusik, um sich zu identifizieren. Bei den Deutschen ist das abgeschnitten worden. Mittlerweile lässt das nach.
Woran liegt das?
Zum Beispiel an Berlin. Berlin ist der Hotspot in Europa. Egal, wo wir hinkommen, ob wir in Montreal oder in Chicago spielen, alle wollen, dass wir von Berlin erzählen, weil es so toll sein soll. Auch in Frankreich ist Berlin ganz wichtig.
In Deutschland gibt es auch andere Bands wie La BrassBanda aus Bayern, die traditionelle Musik mit Balkanbeats kombinieren.
Die Hälfte der Band kommt aus der Rockmusik. Wir wollten eigentlich was anderes machen. Doch dann haben wir uns akustische Instrumente zugelegt. Und versucht, etwas
anderes, etwas Neues zu machen.
Wie entsteht aus unterschiedlichen Einflüssen ein Album?
Wir sind halt wir. Ich stelle mir das immer vor wie einen großer Topf. Da wird immer was reingeschüttet. Und umgerührt. Eigentlich ist es egal, aus welcher Tradition die Idee kommt, wenn wir es spielen, klingt es nach Hippies.
Wo kommen die Ideen her?
Eine Band, die so viel tourt – auch weltweit, nimmt viele Einflüsse auf. Jetzt waren wir in Amerika, im Herbst in China, im Mai in Algerien. Dazu kommt immer Europa mit
Frankreich, Spanien und ganz neu auch England. Dabei sind wir lang zusammen. Das führt dazu, dass wir wie eins denken. Wenn einer ein Stück schreibt oder wir Stücke von außerhalb – aus Polen oder Russland – dazunehmen, müssen wir etwas damit anfangen können. Dann wird es gut.
Wenn ich Ihre Stimme höre, tauche ich in Melancholie ein.
Ja, das ist meine zweite Seite. Ich weiß auch nicht, woher das kommt. Ich empfinde das meist dann gar nicht so melancholisch, wie es rüberkommt.
Dieses Interview mit Kiki Sauer ist am 5. Februar 2009 in 20cent erschienen.