Die Hitze ist schweißtreibend. Das Tauchbecken radikal erfrischend. Und der Schnee rötet die Haut beim Abreiben belebend. So ist es in der Sauna in Wildau, so ist es auf dem Winter-Badeschiff oder in der Sauna im Stadtbad Neukölln. Und genau so ist es auch in der Therme Bad Aiblings in Oberbayern.
Aber hier, kurz vor dem Anstieg der Alpen am Wendelsteinmassiv, ist etwas anders. Hier wird nicht nur der Körper in wohliger Atmosphäre entspannt. In Bad Aibling wird auch das Auge entlastet. Zwar sind auch hier nicht alle nackten Körper ästhetische Highlights. Aber zumindest sind sie ohne Tattoos. Keine faltigen Bilder auf einst straffen Muskeln erregen Widerwillen. Keine Herzchen im Intimbereich, keine Totenköpfe auf Unterarmen oder magische Muster fremder Stammeskulturen auf Brust oder Rücken ziehen den Blick auf Hautpartien, die man gar nicht anschauen will. Der nackte Oberbayer ist offensichtlich mit sich und seiner Haut so zufrieden, dass er sie so hell und klar wie sie ist, ganz selbstverständlich (er-) tragen mag.
Der Oberbayer malt sich nicht an. Wenn überhaupt, malt er sein Haus an, oder er schnitzt sich ein individuelles Muster ins Balkonholz. Und das schon seit Jahrhunderten. Seine Individualität malt er also auf Stellen, die jeder sehen kann. Aber er macht es so, dass die Bilder nicht mit dem eigenen Altern an Form und Fassung verlieren.
Ich persönlich finde das gut. Und wünsche mir viele Saunaabende in Wildau, auf dem Winter-Badeschiff oder im Stadtbad Neukölln, die meine Augen so entspannen wie in Bad Aibling. Aber das wird ein Wunsch bleiben. Leider.