Weg. Es ist einfach weg. Nicht in der Hosentasche hinten links, wo es gerne mal verstaut wird. Nicht in einer der Jacken des Jackets. Alles Tasten ist sinnlos. Die Fingerkuppen fühlen nur Stoff. Sie stoßen nicht auf harten Widerstand. Mit jedem Griff ins Leere nimmt die Panik zu.
Wo ist es? Wo ist das Handy? Ich gehe den Weg zurück. Frage den Polizisten, der da zufällig steht. Doch auch er hat kein Handy gesehen. Die Zeit drängt, ich muss vorwärts. Muss immer weiter weg vom Auto, in dem es hoffentlich noch liegt. Der Zug wartet nicht. Ich weiß nicht, ob es noch im Auto ist. Ich weiß nur, dass die Unruhe bleibt. Jetzt habe ich also einen Tag ohne Handy vor mir.
Einen Tag, an dem ich unterwegs bin und nicht nur nicht telefonieren kann. Viel schlimmer: Ich komme nicht an meine Mails. Ich sitze im Zug und gehe alle Möglichkeiten durch, wann ich wo eventuell online gehen könnte. Der Kopf ist voll von diesen kreisenden Gedanken. Und ganz tief in mir drin bleibt diese Unruhe. Selbst das Buch, auf das ich mich gefreut habe, will nicht richtig verfangen. Ich lese zwar alle Zeilen. Aber schon nach zwei Seiten weiß ich nicht mehr, was ich gelesen habe. Die blöde Unruhe frisst die Konzentration. Obwohl ich jetzt ganz sicher nicht gestört werden kann, obwohl ich mich jetzt nicht mit einem Blick auf Mails und Co. ablenken kann, will das Lesen nicht funktionieren. Es ist fast so, als komme die Ruhe erst wieder, wenn ich wieder gestört werden kann, wenn ich das Handy wieder ganz nah in einer Jacke am Körper spüre.
Ein furchtbarer Tag. Vielleicht sollte ich das jetzt üben? Immer wieder bewusst Tage ohne mobiles Ieternet? Immer wieder den Rückfall in die analoge Welt zelebrieren, um ruhiger zu werden? Aber ich bin doch ruhig. Wenn ich das Teil habe. Und es nicht – wie jetzt – im Auto liegt!