Engen uns unsere handwerklichen Grundregeln und Leitplanken ein? Das ist eine für Journalisten sehr typische Frage. Eine Frage, wie sie alle paar Jahre, manchmal auch nur alle paar Monate neu gestellt wird. Ich erinnere mich an einen großen Seite-3-Atrikel von Herbert Riehl-Heyse aus den frühen 1990er-Jahren. In ihm ging es anlässlich der damaligen Asyldiskussion auch um Presseethik und Pressekodex. Er schrieb damals, dass es keinen Berufsstand gebe, der sich so oft in Frage stelle, wie der Journalismus. Und um das zu verdeutlichen fragte er: Könne sich irgendjemand vorstellen, dass etwa die Landesinnung der Metzger jedes Jahr bei der Jahreshauptversammlung aufs Neue die Frage nach der Moral des eigenen Handelns stelle?