WENN IHR‘S NICHT FÜHLT, IHR WERDET‘S NICHT ERJAGEN…
(VORSPRUCH ZUR BLNDINE EBINGER MATINÈE)
Von Walter Melhring
Man könnte es dereinst für absurd halten, daß heute noch ein Mensch, und selbst für Augenblicke, es über sich gewann, ein Lied zu singen. Nach all dem Wahnwitz aber will man nun der Kunst die Rolle zuweisen, in diesem höllischen Debacle den kulturellen Schein des Himmelslichts zu wahren. Und fühlt der Künstler sich nicht in der Stimmung, den Tango der neun Musen zu erfinden, dann soll er wenigstens mit einem Lob der Menschlichkeit unsere Dissonanzen so übertönen, bis wir es selbst glauben, daß wir es gar nicht gewesen sind.
Dabei brauchten wir nur den Satz, daß böse Menschen keine Lieder (und auch keine Literatur) haben, als wahr zu nehmen, um mit einem fröhlichen: Wer wird denn weinen.., unsere Gutartigkeit zu dokumentieren. Aber sonderbar und unerforschlich sind die Wege unseres Schamgefühls. Ein Nackttanz paßte besser zu diesem demaskierten Elend als alle Theosophie. Die Gegensätze würden sich berühren, und man wüßte, woran man ist! Die trostlose Hoffnung, daß alles nur ein Mißverständnis war, wirkt deprimierender, als die klare Erkenntnis. Es hat sich vieles gewandelt in diesem Europa und jetzt stagniert es; die Letzten wurden die Ersten, die im Trüben fischen; sie waren schon immer da, saßen versteckt am Grund und sind emporgestiegen, hocken beisammen und unken, daß die Zeiten noch schlechter werden, weil die ihre gekommen ist. Aber kein Märchen spricht über diese ‘Wirklichkeit das Zauberwort: Es war einmal, das jene Kröten in Menschen verwandelte.
Der gesamte Text steht im Walter-Mehring-Blog…
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