In dem einen Kolben ist Wein. Nicht irgendein Wein, sondern mein Wein. Im anderen ist Wasser zum Kühlen. Spiritus erhitzt den Wein – und nach der Kühlung tröpfelt Weinbrand in den Behälter mit dem Glastrichter. So einfach ist das. Und doch sehr aufregend. Immerhin ist es das erste Mal, dass ich die kleine Apparatur benutze. Und so bestaune ich jeden einzelnen Tropfen, der in den Glastrichter fällt.
Noch aufregender ist der erste Tropfen auf meiner Zunge. Funktioniert das? Kann man das trinken? Natürlich kenne ich unzählige Geschichten von selbstgebranntem Schnaps aus Russland oder Polen oder aus Erzählungen vom Wehrdienst bei der NVA. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass das Brennen bei mir auch klappt. Wie in der Anleitung verlangt, habe ich die allerersten Tropfen weggeschüttet – auch wenn es mir nicht leicht fiel. Aber die rochen auch sehr streng. Ganz anders als der erste auf meiner Zunge.
Der ist fruchtig, schmeckt intensiv nach Muskat und enthält all die Aromen, die mich auch bei meinem ersteren Wein schon so verblüfft haben. Irre! Und das geht so einfach! Schmeckt enorm gut. Und macht auch noch Spaß. Nur die Menge Schnaps, die sich in der Minidestille so destillieren lässt, ist doch arg klein. Der Bundesfinanzminister erlaubt nur wenige Gläschen. So ist ein Abend, bei dem eigener Schnaps gebrannt wird, auch ein langer – und ein zweisamer. Bei dem sich schön genießen lässt, denn betrinken kann man sich mit den wenigen Schnäpschen ganz sicher nicht.