Es war 1986. Die Wärme Ende Mai war angenehm. Aber da links auf den oberen Stufen des Theaters von Pergamon sammelte sich schon die Hitze, die vom leichten Wind gemildert wurde. Überwältigend war der Blick auf Bergama und auf die Stelle, an der auf einer quadratischen Fläche nur noch einige Bäume stehen (Mitte). Da stand der Pergamonaltar, der im Ost-Berliner Museum zu besichtigen ist. Dieser Blick hat sich ins Gedächtnis eingebrannt, genauso wie dieses steilste Amphietheater der vielen, die damals von uns entdeckt, erklettert und bestaunt wurden.
Jetzt ist es 2011. Die Temperaturen an diesem Novemberabend sind schon unter null Grad. Für einen Besuch des Pergamonmuseums ist es zu spät, so wird das Panorama davor gewählt. Es sind nicht viele Besucher in dem Zylinder. Beim Aufstieg auf der Stahltreppe in den übereinander gestapelten Baucontainern schwingt alles. Dann der Schritt auf die Plattform: Musik und Alltagsgeräusche erfüllen das Rund. Und wieder ein überwältigender Blick auf genau das Theater, von dessen Stufen ich vor 25 Jahren Pergamon und Bergama betrachtete. Augen und Ohren werden mit Reizen überflutet, das Herz schlägt schneller, die Plattform schwingt ganz leicht. Unglaublich! Ein Bild, das durch wechselndes Licht und den Klang von Tag und Nacht in einem Tagesablauf verändert wird, schafft es, den in seiner Mitte Stehenden zu überwältigen. Egal wo das Auge hinwandert, es fühlt sich tatsächlich in dieses Pergamon hineinversetzt. Erstaunlich, wie der Körper auf dieses gigantische Bild reagiert. Wie sich die Erinnerungen an den Aufenthalt vor 25 Jahren darüber legen und wie das Bild den Geruch und die Wärme von damals aktiviert. Obwohl es rattenkalt ist.