Alles anders in diesem Mai

Dachente
Dachente

Ende Mai: Beim Fahrrad fahren sehnen sich die Hände nach Handschuhen. Die Sonne versteckt sich hinter Wolken. Die Badehose bleibt im Schrank, das Kajak im Bootshaus.  Nichts ist so, wie es sein sollte. Keine Wärme, kein Schwimmen im See. Keine lauen Terrassenabende, sondern Sofaabende in Decken gehüllt. Alles ist anders als es Ende Mai sein sollte.

Aber bei und bleibt die Heizung aus. Anders als beim Nachbarn, wo der Schornstein wieder raucht. Stattdessen ist schwerer Rotwein zum Wärmen statt eines leichten Weißweins zum Erfrischen in unseren Gläsern. Und beim Blick aus dem Fenster sitzen die Enten auf dem Dach des Nachbarn. Alles anders. In diesem Mai.

Moderne Astrologie

Freibad
Freibad

Im Radio erzählen sie, dass die Freibadsaison in Berlin verlängert wird. Ein Blick aus meinem Fenster zeigt Regen und dunkle Wolken. Im Fernsehen sagen sie, dass der Hochsommer noch ausbricht. Aber ohne Jacke konnte ich heute früh nicht auf die Straße.

In die Zeitung drucken sie Karten, auf denen die Sonne scheint und keine Wolke den Himmel trübt. Ohne Licht, kann ich jedoch nicht arbeiten, weil es sonst zu dunkel ist. Ständig tun alle so, als könnten sie anhand von Wolkenfilmen, Regenradar und Strömungspfeilen die Zukunft deuten. Das ist auch nichts anderes als die Beobachtung des Vogelflugs oder der Blick in die Innereien frisch geschlachteter Tiere, um das Künftige zu sehen.

Die Zukunft bleibt ein Geheimnis. Auch wenn wir früher Priestern und heute Wettermoderatoren gerne glauben wollen, dass sie wissen, was das Morgen bringt. Es bleibt dabei: Die einzige Gewissheit ist der eigene Blick. Die einzige Sicherheit gibt das eigene Fühlen.