Daniel Barenboim und Martha Argerich verschmelzen an zwei Flügeln

Daniel Barenboim und Martha Argerich bei den Festtagen 2017
Daniel Barenboim und Martha Argerich bei den Festtagen 2017

An einem Flügel mit vier Händen spielen Martha Argerich und Daniel Barenboim schon beeindruckend harmonisch. Aber als sich Barenboim an seinen eigenen Flügel setzt, verschmelzen die beiden zu einer so ungeheuer kraftvollen Einheit, dass sich das Publikum in der Berliner Philharmonie kaum noch zu Husten wagt. Das Duo-Recital von Argerich und Barenboim im Rahmen der Festtage 2017 wird für beide zu einem Triumph.

Erst nach vier Zugaben geben sich Publikum und das außergewöhnliche Duo zufrieden. Die einen können nicht genug von diesem Duo bekommen, die mit ihren 74 und 75 Jahren zu den Alltime-Stars der Klassik-Szene gehören. Die anderen genießen die musikalische Verschmelzung, mit der sie sich und ihr Publikum so sehr in Bann ziehen, dass sie sich nicht lösen können.

Bei Mozarts Sonate F-Dur KV 497, bei der Argerich und Barenboim zum Konzert-Auftakt an einem Flügel spielen, ist das Publikum noch sehr unruhig. Wie schon bei Anne-Sophie Mutters Auftritt fünf Tage zuvor stört ein unregelmäßiger Husten-Chor Musik und Künstler. Das liegt wohl auch an dem gefälligen Stück mit seinen schönen Tastenläufen. Aber als Daniel Barenboim an seinem eigenen Flügel Platz genommen und die ersten Takte von Johannes Brahms‘ Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56 b gespielt hat, wird es schon ruhiger. Das zusätzliche Klangvolumen des zweiten Instrumentes und das druckvollere Stück sorgen dafür. Und die Faszination beim Beobachten dieser beiden Virtuosen.

Nach der Pause dann ist Ruhe im Publikum. Angesichts der furiosen Interpretationen der beiden Stücke von Liszt (Réminiscences de Don Juan S 365 und Concert pathétique e-Moll S 258) wird eher die Luft angehalten als lautstark ausgeatmet. Zwar will Barenboim ab und an seine Partnerin führen, so wie bei einem argentinischen Tango, aber meist sind sie sehr eins, dass sie sich nicht anschauen müssen. Die beiden 1941 und 1942 in Buenos Aires geborenen Musiker verbindet offensichtlich mehr als nur diese gemeinsame Herkunft. Hand in Hand verneigen sie sich vor ihrem Publikum, das sie feiert, bei dem Tränen der Ergriffenheit fließen.

Wer dieses Konzert erlebt hat, der will die beiden Senioren, die so voller musikalischer Kraft sind, wieder hören. Möglichst im kommenden Jahr. Und gern auch noch, wenn beide ihren 80. Geburtstag hinter sich haben. Um sich dann erneut vor ihnen zu verneigen.

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