Sören Bollmann schreibt einen Krimi über Grenzkriminalität

Sören Bollmann: Einbruch in der halben Stadt Jetzt also Einbruch! Sören Bollmann kommt mit seinem zweiten Krimi in der Realität an. Hieß der erste noch „Mord in der halben Stadt“, kommt nun „Einbruch in der halben Stadt“. In Frankfurt (Oder) wird durchaus mehr eingebrochen als gemordet. Für die Phantasie des Autors und der Leser gibt es bei diesem Buch also vielmehr Anknüpfungspunkte als beim ersten. Aber ganz will sich Bollmann darauf wohl nicht verlassen. Zu einem Krimi gehört ein Toter. Und so gibt es auch in diesem einen. Obwohl er eigentlich überflüssig ist. Sowohl für die Spannung, als auch für die Leser und erst recht für die Geschichte, die der Frankfurter hier erzählt.

„Einbruch in der halben Stadt“ ist ein echter Zuwachs an Lesegenuss. Nicht nur, weil zwischen den beiden Buchdeckeln jetzt 434 Seiten statt der 288 im ersten Fall der Kommissare Matuszek und Milosz stecken. Viel wichtiger ist, dass der Fall so nachvollziehbar ist. Da wird eingebrochen. Da treffen sich rechts und links der Oder Jugendbanden, denen der Alltag im doch eher langweiligen Frankfurt bzw. Slubice nichts bietet. Da gibt es Akteure der lokalen Wirtschaft, die sich viel zu wichtig nehmen. Und da gibt es ein ganz normales Leben in der Doppelstadt, das das jeweils andere Ufer annimmt, erkundet und teilweise sogar lieb gewonnen hat. In diesen Passagen ist Bollmann richtig gut. Da es die meisten Passagen des Krimis sind, ist das Buch diesmal auch wirklich empfehlenswert.

Trotz Einbruchsserie und Mord wird die Stadt diesmal zum wichtigsten Bestandteil des Buches. Sie ist nicht nur Ort, sondern auch Akteur. Bollmann macht sich seine Kenntnis von Frankfurt und Slubice zu Nutzen, um hier das Stadion und die belebten Lokale und dort das Lichtspielhaus der Jugend, das Restaurant im obersten Stock des Oderturms oder die verfallene Kaserne, in der einst das Oberkommando des Heeres der Roten Armee in der DDR seinen Sitz hatte, als Schauplätze zu entdecken. Noch viel wichtiger ist aber, dass Bollmann dabei auf Klischees verzichtet. Das gilt vor allem für die Kommissare, die in diesem Fall zunächst inoffiziell zusammen ermitteln, weil sie sich kennen. Sie verzichten auf offizielle Anfragen und helfen sich einfach. Und die Jugendbanden sind sich auch ganz ähnlich. Egal ob in Slubice oder Frankfurt, sie bewegt das gleiche. Nur die Vorurteile, mit denen die Deutschen und vor allem die Polen zu kämpfen haben, sind andere. Auch die beobachtet Bollmann aber ganz genau.

Und so entsteht ein Roman, der mehr liefert, als nur nette Unterhaltung. Bollmann gelingt ein kleines Sittenbild der Doppelstadt. Das ist viel mehr, als man von einem Regionalkrimi erwarten darf. Und das ist vor allem ein gutes Omen für den dritten Fall von Matuszek (das ist übrigens der Deutsche) und Milosz.

Mehr Krimis von Bollmann aus der Halben Stadt
Fall 1 – Mord in der Halben Stadt
Fall 2 – Einbruch in die Halbe Stadt
Fall 3 – Angst in der Halben Stadt