Martin Suter baut einen Krimi um eine Sage

Martin Suter: Der Teufel von MailandEigentlich wollte ich ein Buch über Mailand. „Der Teufel von Mailand“ lockte mich. Doch dann habe ich einen Krimi ohne Kommissar oder Detektiv aus einem Wellness-Hotel in einem Dorf in der Schweiz gelesen. Martin Suter hat mich zumindest so gefesselt, dass ich das Buch trotz meiner Enttäuschung nicht weglegte.

Nach der Scheidung will Sonia Abstand zu ihrem alten Leben finden. Sie kehrt in ihren alten Beruf als Physiotherapeutin zurück und nimmt eine Stelle in einem neu eröffneten Wellness-Hotel im Unterengadin an. Gäste gibt es wenige, Kolleginnen und Kollegen auch. Aber zunächst tut Sonia die räumliche und mentale Distanz zu ihrem Leben mit dem prügelnden Mann gut. Doch als um sie herum immer mehr Menschen sterben, wird ihr Leben zur Hölle.

Martin Suter baut seinen Krimi um eine alte Sage, die vom Teufel aus Mailand handelt, der aus der Stadt in die Berge kommt und sein Unwesen treibt. Sämtliche Todesfälle passen ins Schema der Sage. Aber weshalb ein solcher Teufel im Dorf wütet, das ist der eigentliche Kriminalfall. Der Plot hat alles, was man für einen spannenden Roman benötigt. Was stört, ist der Gegensatz von Stadt und Dorf, der mit zu vielen Klischees bearbeitet wird. Aber die psychologische Bearbeitung ist wirklich faszinierend. Auch das seltene Krankheitsbild, das Sonia plagt, wirkt nicht aufgesetzt, sondern für den Roman selbst schlüssig und notwendig.

Insofern ist das Buch trotz aller Klischees gute Unterhaltung. Und wenn man so wie ich, das Buch nur bestellte, weil einen das Wort „Mailand“ auf den Onlineseiten der heimischen Buchhandlung verlockte, dann darf man nicht meckern. Sondern sich freuen, dass auch ein Irrtum als Gute-Nacht-Lektüre durchaus funktionieren kann.

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