Lidija Klasic macht uns klar: Auf nach Istrien

Lidija Klasic: Auf nach Istrien
Lidija Klasic: Auf nach Istrien

Richard Swartz lebt die Hälfte des Jahres in Istrien. Den Schweden hat die Halbinsel, die fast vollständig zu Kroatien und etwas zu Solwenien gehört – und irgendwie auch noch italienisch ist, in den Bann gezogen. Das satte Grün, die Berge und das klare Meer begeistern auch Lidija Klasic. Sie hat in „Auf nach Istrien“ ihre Liebe zu dieser Halbinsel literarisch verarbeitet. Eine Mischung aus Reportagen, historischen Erzählungen und in die Texte eingearbeitete Tipps ist entstanden.

Bei Richard Swartz war sie bei ihren Recherchen auch. Und auf den Spuren des Entdeckers von Valium, von Nora Joyce und vielen kroatischen Künstlern, Schriftstellern und Verlegern. Das macht das Buch aus. Lockt nach Istrien, auch wenn darin ein Problem steckt: Weder Richard Swartz noch die anderen, bei denen sie auf der Terrasse den guten Speck, das vorzügliche Olivenöl, die Vielfalt der Tomaten und den erfrischenden Malvasier probiert hat, werden meiner Familie und mir die Türen öffnen. Uns werden nur eigene Entdeckungen bleiben, eigenes Kosten und eigenständiges Beobachten.

Genau darauf macht die kr0atische Journalisten, die in Berlin für die Deutsche Welle arbeitet, Lust. Vor allem auch, weil sie die historischen Verwerfungen dieses Landstrichs, der lange zur Wiener Doppelmonarchie gehörte, dann zu Italien und schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg Teil von Titos Jugoslawien wurde, eindrücklich und ohne nationale Voreingenommenheit schildert.

Fragen kultureller Divergenz zum Schoppen

Ein herrlicher Sonntag. Die Sonne scheint. Das Freibad ist mittags noch lange nicht überfüllt. Das Bahnenziehen hat gut getan. Die Kühle das Wassers wirkte belebend. Und die Begegnung mit einem alten Freund ist eine Freude. Und zwar eine so große, dass irgendwann die Frage kommt: „Ein Frühschoppen wäre doch jetzt fein?“

Und so gehen wir zum Kiosk im Freibad, freuen uns auf das Bier, auf den Augenblick, in dem der erste Schluck die Kehle prickeld kühlt, auf die gesellige Satt- und Zufriedenheit, die sich einstellen wird. Bis die Frage der kleinen Tochter kommt: „Warum gehen Männer im Freibad eigentlich shoppen?“

Ja warum eigentlich? „Weil das früher üblich war. Vor allem am Sonntag nach der Kirche.“ Das antworte ich planlos vor mich hin – und merke erst dabei, dass das Kind etwas ganz anderes meinte. Shopppen! Einkaufen! Und nicht Schoppen, Frühschoppen. Das in Berlin geborene Kind kennt das gar nicht. Und hier? In Hammelburg wüsste wohl jedes Kind mit dem Wort etwas anzufangen. So sind sie, die kulturellen Unterschiede. Und um diese zu überwinden, lässt sich ein Prost nicht vermeiden. Mit einem frischen, kühlen Hefeweizen.