Ein erster Tag in Istanbul

Die Flüge von Berlin nach Istanbul sind zwar günstig. Dafür rauben sie einem viel Zeit. Erst kurz vor zwei startet die Maschine. Ein schlechtes Gewissen fliegt nicht nur wegen des Klimas mit. Als Betroffener des neuen Flughafen in Schönefeld lehne ich Nachtflüge ab. Doch noch sind sie erlaubt. Und so nutzt man, wogegen man eigentlich ist. Schön ist dann die Fahrt mit dem Havas-Bus vom Flughafen Sabiha Gökcen in die Stadt.

Denn um halb sechs ist alle noch ruhig. Die Sonne geht auf, als der der Bus über die große Brücke über den Bosporus fährt. Nach wenigen Schlafstunden in Flugzeug macht dieser Anblick allen Ärger und alle Zweifel wett. Dennoch ist Schlafen angesagt. Und zwar im Hotel. Zumindest für einige Stunden, bis es dann zum späten Frühstück in diese Stadt geht.

Das erste Ziel in Istanbul ist Orhan Pamuks Museum der Unschuld. Zwar weiß ich seit der Lesung im März, dass es noch immer nicht eröffnet ist, aber einen Blick auf dieses ungewöhnliche Vorhaben, ein Museum für einen Roman zu eröffnen, der längst erschienen ist, muss dennoch sein. Pamuk will hier ein Haus als Museum so einrichten, wie es im gleichnamigen Buch beschrieben ist. Beim nächsten Besuch Istanbuls ist es vielleicht eröffnet?

An so einem ersten Tag in einer Stadt ist Treibenlassen das Schönste. Und so vergeht dieser Freitag auch. Ob in Katakoy Schiffen nachschauen, die offensichtlich zu einem internationalen Marine-Konvoi gehören oder später selbst mit dem Schiff auf die Prinzeninseln fahren, um mit dem Rad ein dann leider verschlossenes und verregnetes Kloster zu erkunden, dieses Nichts-Tun-Müssen ist herrlich. Und sorgt für einen schönen Abstand zur kurz vorher abgschlossenen Arbeit.

Auch wenn diese Ansammlung von Schwarz-Meer-Marineschiffen die Gedanken nach Libyen und Syrien zieht, wo Menschen andere Sorgen haben, als sich treiben zu lassen. Da geht es um Freiheit und den Sturz von Diktatoren. Große Themen, die so gar nicht in diese wenigen Tage Erholung passen wollen. Viele Cay in unterschiedlichen Cafés und Lokalen, gutes Essen mit Kreuzkümmel und Lamm, buntes Treiben in dieser vollen Stadt, all das ist belebend und beruhigend zugleich.

Ein zweiter Tag in Istanbul

Rundgang durch Cottbus in Bildern

Veränderung im eigenen Umfeld wird kaum wahrgenommen. Dafür wandelt sich eine Stadt zu langsam. Deutlich wird die Entwicklung erst dann, wenn das Alte und das Neue nebeneinandergestellt werden. Die Märkische Oderzeitung hat als neunten Band der Reihe „Einst und Jetzt“ ein Buch über Cottbus vorgestellt.

Harriet Stürmer ist in Cottbus geboren. Sie ist dort zur Schule gegangen und hat nach dem Studium als Journalistin in Cottbus gearbeitet. Inzwischen ist sie Redakteurin der Märkischen Oderzeitung. Für den Band „Einst und Jetzt – Cottbus“, der Mittwochabend vorgestellt wurde, hat Stürmer ihre Heimatstadt neu entdeckt. Und nachgeforscht, warum etwa der kleine Berg, auf dem das Landgericht steht, nicht Gerichts-, sondern Schlossberg heißt. Das erste Motiv des Buches zeigt den Hügel mit dem dominierenden Turm. Der fußt auf den ältesten Bauresten der Stadt. Weil er zur Burg und später zum Schloss, das im 19. Jahrhundert abbrannte, gehörte, heißt der Berg noch heute Schlossberg.

Von hier führt das Buch auf über 40 Bildpaaren fast wie bei einem langen Spaziergang durch die Stadt. Fotografin Carla Fischer hat bei ihrer Arbeit für das Buch festgestellt: „Auf den alten Bildern war oft viel mehr Leben.“ Ein Eindruck, der im Buch bestätigt wird. So war der Cottbuser Altmarkt früher „ein echter Markt“, wie Stadtarchivar Steffen Krestin bei der Buchvorstellung im Cottbuser Stadtmuseum ausführte. In der Gegenwart lebt er vor allem im Sommer dank der vielen Straßencafés auf. Doch im Winter fehlt ihm die Funktion.

Diese Veränderungen in der Funktion von Gebäuden oder ganzen Stadtarealen werden in dem Band immer wieder durch ein historisches und ein aktuelles Foto aus der gleichen Perspektive festgehalten. Stürmers Texte sortieren dies kompakt in Vergangenheit und Gegenwart ein. Konzept und Buch überzeugten die Gäste der Vorstellung. „Ein schöner Bildband, der uns zeigt, wie sich die Stadt verändert hat,“ so das Fazit einer Besucherin.