Rocket/Freudental liedern starke Töne aus dem Ländle

Nicht nur die White Stripes können zu zweit so richtig einen los machen. Das Österreicher Duo Attwenger kann das auch. Und auf dessen Label Trikont ist jetzt eine Zweierkombo aus Stuttgart mit einem neuen Album vertreten: Rocket/Freudental „Wir leben wie Gespenster“ heißt das überraschende Album, das vor Kreativität und Kraft nur so
strotzt.

Musikalisch schaffen sich  die beiden einen immer tanzbaren Klangraum zwischen Punk, Techno und Krautrock. Und textlich schaffen sie es, den Alltag des arbeitenden  Individuums auf der Suche nach dem permanenten Ausbruch als Endlos-Loop in vielen originellen Formulierungen immer neu zu erfinden.

Damit grenzen sie sich von den netten Jungs der Hamburger Schule deutlich ab. Denn Rocket/Freudental sind erfrischend direkt, ohne jemals platt zu sein. Die Poesie ihrer Texte ist Bestandteil ihrer Rhythmen. Und die treiben den Hörer immer weiter und weiter
in die nächste Tanzschleife. Rocket/Freudental sind ein Lichtblick. Sie leben zwar angeblich
wie Gespenster. Tatsächlich aber nehmen sie den von ihnen gefüllten Klangraum voll in Besitz – und damit auch den verblüfften Hörer.

Die volle Wucht der Balkan Beats

Wer sich für den satten Sound von Tuba, Posaune, Trompete und Co begeistern kann, der ist bei den „Balkan Beats – Volume 3“ genau richtig. Die geballte Lebensfreude auf den 15 Tracks schreit nach einem guten Verstärker.

Bei den ersten beiden Ausgaben der Balkan Beats war nur Musik von Bands aus dem ehemaligen Jugoslawien und Österreich zu hören. Diesmal hat Robert Soko alias DJ Soko, der wieder die Auswahl besorgte, auch Bands aufgenommen, die sich den Klängen des
Balkan in Frankreich (Watcha Clan und Slovanski Bal) und den USA (Slavic Soul Party), Deutschland (Äl Jawala), Italien (Figli di madre ignota) und England (Max Pashm) widmen. Die Mischung ist so rasant, dass das Wort atemberaubend tatsächlich stimmt.

Neben dem Phänomen der Russendisko von Wladimir Kaminer (40) und Yuriy Gurzhy in Berlin ist die Musik vom Balkan das zweite große Phänomen osteuropäischer Musik, die in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern viele Anhänger findet. Wer den Balkan-Brass, die wummernden Bässe aus der Tuba und die Geschwindigkeit genossen hat, wird die Balkan Beats 3 sicherlich nicht mehr so schnell weglegen. Im Gegenteil.

Nina Hagens Swing steckt fröhlich an

Nina Hagen: Irgendwo auf der Welt
Nina Hagen: Irgendwo auf der Welt

Robbie Williams (32) hat es getan. Und das klang gar nicht schlecht. Als er mit großer Big  Band auftrat und die Klassiker des Swing sang, waren viele von dem Entertainer  begeistert. Nina Hagen (51) hat es jetzt auch getan – und bei ihr klingt es noch viel besser! Kein Wunder, bei der Stimme!

Zusammen mit dem Berliner „The Capital Dance Orchestra“  interpretiert die Hagen die Klassiker der Big Band-Ära. Selbst Schnulzen wie der Hildegard-Knef-Song „Für mich soll’s rote Rose regnen“ kommen kraftvoll daher. Ihre stimmliche Bandbreite, ihre Lust am Inszenieren, Verkleiden und in andere Rollen schlüpfen kommen ihr voll zugute. Nina Hagens Spaß an diesen für sie ungewöhnlichen Songs überträgt sich auf die Hörer. Der Swing sorgt garantiert für gute Laune. Nina Hagens Spiele mit der Stimme verstärken das noch. Wer bei Summertime nicht den Sommer riecht, der lebt verkehrt.

Für die Punk-Diva ist der Ausflug zum Swing auch eine Rückkehr. Vor ihrer Ausreise aus der DDR 1977 trat die gelernte Opernsängerin mit Schlagern auf – und zu denen spielten Big Bands auf. Wie sie an allen ihren Eskapaden gereift ist, erklingt jetzt auf dieser schönen CD.